Ich werde mir ein Pseudonym zulegen
Mein nächstes Buch („Als Julia in die Zeit stürzte“), das in Kürze erscheint, wird unter dem Pseudonym „Stephanie Podesta“ erscheinen. Die Gründe hierfür möchte ich in diesem Artikel darlegen.
Warum benutzen Schriftsteller Pseudonyme?
Es gibt viele Gründe, unter Pseudonym zu veröffentlichen. Ganz allgemein unterscheidet man das geschlossene Pseudonym, bei dem die Autorin darauf bedacht ist, dass niemand weiß, wer unter diesem Namen schreibt, von einem sogenannten offenen Pseudonym. Ein geschlossenes Pseudonym werde ich nicht anstreben. Im Gegenteil, da ich schon drei Bücher unter meinem realen Namen veröffentlicht habe, darf jeder gerne wissen, wer ich bin.
Das geschlossene Pseudonym
Natürlich ist der Hauptgrund, ein geschlossenes Pseudonym zu benutzen, dass man sich vor was auch immer schützen möchte.
- Beispielsweise möchte man nicht enthüllen, dass man im realen Leben Kinderärztin ist, in seinen Büchern aber über Serienkiller schreibt.
- Möglicherweise schreibst du auch über heikle politische Themen.
- Oder Erotikgeschichten.
- Oder du schreibst eine Autobiographie, in der reale Personen vorkommen. Mit einem geschlossenen Pseudonym kannst du diese Personen, selbst wenn du ihnen andere Namen gibst, noch besser vor Bloßstellung schützen
- Vielleicht gehst du davon aus, so einen Bomben-Erfolg mit deinen Büchern zu haben, dass du Angst hast, jeder auf der Straße spricht dich an.
- Oder du befürchtest den umgekehrten Fall, dass dein Buch möglicherweise floppt und dass du bei deiner Familie und Freunden für immer gebrandmarkt bist.
Was auch immer, du möchtest dich und deine Lieben vor Belästigung schützen. Ein geschlossenes Pseudonym auch wirklich geschlossen zu halten, ist allerdings nicht ganz einfach. Zwar gibt es Impressumsservices – du bist ja verpflichtet, eine ladungsfähige Adresse anzugeben. Aber es ist unter diesen Umständen wirklich schwierig, Werbung für dein Buch zu machen. Überall möchten die Leute dein Foto sehen, du kannst keine Lesungen abhalten etc.
Das offene Pseudonym
Da ich wie gesagt schon drei Bücher unter meinem richtigen Namen veröffentlicht habe, macht für mich nur ein offenes Pseudonym Sinn.
Ganz allgemein könnten die Gründe hierfür sein:
- Der eigene Name ist unaussprechlich oder zu gewöhnlich. Du musst nicht mal Rosa Schlüpfer heißen, auch weniger unpassende Namen sind marketingtechnisch nicht so geschickt.
Tipp: Gar nicht mal so ungeeignet, zumindest für Sachbuchautoren, sind Doppelnamen. Für Belletristik würde ich da gut überlegen. Aber: Doppelnamen gehen einem nicht mehr aus dem Kopf, wenn man sie einmal gelesen hat. Auch wenn sie vielleicht furchtbar lang und umständlich sind – aber Leutheusser-Schnarrenberger ist sicher nahezu jedem ein Begriff. Eine Bekannte von mir, die Sachbücher schreibt, hat sich genau aus diesem Grund bei ihrer Heirat einen Doppelnamen verpasst. Die beiden Einzelnamen sind recht gewöhnlich, aber in der Kombination recht einprägsam. - Du als Frau schreibst in einem Genre, das männerdominiert ist, etwa harte Thriller. Oder natürlich umgekehrt, ein Mann bewegt sich im Liebesroman-Genre. Durch ein dem Genre angepasstes Pseudonym erhofft man sich höhere Verkaufszahlen.
- Du schreibst in verschiedenen Genres, die sich stark unterscheiden, wie Liebesromane und Thriller. Um die Leserschaft nicht zu verwirren und vor Fehlgriffen zu bewahren, kann ein Pseudonym nützlich sein.
- Du schreibst Australien-Romane? Dann wäre ein englisch klingendes Pseudonym von Vorteil. Bei einer Maria Hinterhübner würden die Leser zumindest etwas stutzig werden, wenn ihre Romane in fernen Ländern spielten.
Das sind sicher nicht alle Gründe, warum Autoren ein Pseudonym benutzen. Ich muss gestehen, ich hatte auch am Anfang ein mulmiges Gefühl, dass meine Adresse im Impressum stehen muss (jetzt klicken sicher alle aufs Impressum…). Aber seien wir ehrlich: Ich habe in den ganzen Jahren, seit ich hier blogge, höchst selten Kontaktaufnahmen über die Adresse bzw. Telefonnummer bekommen. Die meisten Leute schreiben mehr oder weniger anonym per Email, und damit kann man sicher leben. Und die Personen, die angerufen haben, waren alle seriös.
Warum werde ich in Zukunft ein Pseudonym benutzen?
Ganz klare Sache: Mein richtiger Name klingt einfach zu gewöhnlich und kommt zu häufig vor. Ich hatte schon Schwierigkeiten, bei Instagram, Lovelybooks und anderen Plattformen einen Usernamen zu finden, da es ziemlich viele gibt, die genauso wie ich heißen. Zufällig habe ich heute auch noch entdeckt, dass es noch eine andere Autorin gibt, die absolut haargenau wie ich heißt. (Eigentlich meldet sich hier mein Widerspruchsgeist und sagt: Jetzt erst recht. Schließlich ist es mein Name! Aber na schön, die Vernunft siegt in diesem Falle.)
Jetzt drängt sich natürlich die Frage auf, warum ich nicht gleich ein Pseudonym benutzt habe. Schließlich ist mein Name schon immer gewöhnlich gewesen und kaum dafür geeignet, eine Autoren-Marke aufzubauen.
Stimmt völlig. Ich hatte dieses Pseudonym „Stephanie Podesta“ tatsächlich bereits herausgesucht und sogar schon eine Webseite dafür angelegt. Irgendwie aber fühlte ich mich mit diesem mir fremden Namen überhaupt nicht wohl. Es kam mir vor, als würde ich die Leute täuschen … vor allem die Kinder, ich habe das Buch ja eigentlich für meine Kinder geschrieben. So entschloss ich mich dann doch, unter meinem richtigen Namen zu veröffentlichen. Für ein Kinderbuch finde ich meinen richtigen Namen eigentlich ganz okay.
Heute bin ich über diese Scheu hinweg. So viele Autoren benutzen Pseudonyme. Oder habe ich mich all die Jahre an diesen neuen Namen gewöhnt, auch wenn ich ihn noch nicht benutzt habe? Egal was es war, jetzt ist Stephanie Podesta bereit für ihren Auftritt. Dazu kommt, dass ich dieses Mal kein Kinderbuch veröffentlichen werde. Für ein Erwachsenen-Buch finde ich einen herausragenden Namen geeigneter.
Wie habe ich mein Pseudonym gefunden?
Vorab: Wenn du vorhast, ein Pseudonym zu benutzen, solltest du den Namen zunächst mal googlen. So kannst du ausschließen, dass es eine andere Autorin mit diesem oder einem ähnlich klingenden Namen gibt. Oder auch einen anderen prominenten Namensträger. So würde ich mich niemals Jenny Kate Rowling nennen, oder Stephanie King. Ganz davon abgesehen, dass die Schriftsteller, an die man natürlich unwillkürlich denkt, nicht erfreut darüber wären, schadet man sich nur selbst.
Es gibt natürlich viele Möglichkeiten, ein geeignetes Pseudonym zu finden. Ich habe mir überlegt, dass ich meinen Vornamen eigentlich ganz gut finde. Die Schreibweise mit „ph“ sieht aber irgendwie edler aus, also habe ich mich dafür entschieden.
Der Nachname war schon schwieriger. Was Englischklingendes? Ist ja heutzutage fast schon Standard, siehe Poppy J. Anderson oder Marah Woolf . Nein, wollte ich nicht. Irgendwie möchte ich auch nicht im Mainstream mitschwimmen.
Als Nächstes bietet es sich an, mal unter den Vorfahren zu schauen. Das hat ein gewisser Heinz Günther, ähm, Konsalik auch gemacht. Und siehe da, ich wurde fündig. Ganz vornehm und richtig lautmalerisch hätte Stephanie von Stürmer geklungen (von Stürmer hieß meine Großmutter mit Mädchennamen), aber ich bin mir nicht sicher, ob es korrekt ist, sich einfach ein edles „von“ vor den Nachnamen zu stellen. Aber mein Urgroßvater väterlicherseits hieß Podesta. Und das, finde ich, hört sich ziemlich gut an, und da der Name tatsächlich in der Familie ist, kam er mir auch nicht ganz so fremd vor. Nun gut. Wie ich schon erzählte, brauchte ich dann doch etliche Jahre, bis ich mich mit ihm anfreunden konnte.
Der Nachteil meines zukünftigen Pseudonyms
Eine kleine Fangemeinde habe ich mir mit meinen Drachenbüchern immerhin aufgebaut. Natürlich sind das in erster Linie Kinder, aber Kinder haben auch Eltern und vor allem Mütter, die mein neues Buch vielleicht ansprechen würde. Und gar nicht mal so selten lesen auch Erwachsene die Drachenland-Saga. Diese Leser werde ich als Stephanie Podesta nicht erreichen, denn vermutlich lesen sie diesen Artikel hier nicht und wissen daher nicht, dass ich ein weiteres Buch veröffentlicht habe, unter Pseudonym.
Wenn man sich also ein Pseudonym zulegt, muss man von ganz vorne beginnen, seine Leserschaft aufzubauen. Aber wie gesagt, die Zielgruppe überschneidet sich eigentlich kaum, daher nehme ich diesen Rückschritt in Kauf.