Und wieder ein Artikel zum Thema Zeitmanagement. Ich habe mich mit diesem Thema so intensiv beschäftigt, weil ich immer wieder feststelle, dass die meisten zwar schreibwillig sind, aber es dann nicht schaffen, durchzuhalten. Irgendwie fehlt die letzte Konsequenz, sich hinzusetzen und zu arbeiten, denn ja, Schreiben ist Arbeit.
Und die Zeit geht vorüber und ist weg. Alles Zeit, in der du eine Menge hättest schreiben können.
Okay.
Hier also noch ein Tipp, wie du deinen Hintern hochkriegen und dranbleiben kannst.
Die Rubikon-Methode
Der Rubikon ist ein kleiner Fluss in Italien, den Cäsar 49 v. Chr. nach langem Überlegen mit seinen Truppen überschritt. Denn er wusste, wenn er diesen Schritt tat, war ein Bürgerkrieg nicht mehr zu verhindern, und so war es auch.
Von daher stammt die Metapher „den Rubikon überschreiten” und bedeutet, eine folgenschwere und nicht mehr revidierbare Entscheidung zu treffen.
Schön, und was hat das mit dem Schreiben zu tun?
Eigentlich nichts und doch eine ganze Menge.
Auch ich habe früher einen Haufen Zeit verschwendet mit Dingen, die mich nicht weiterbringen bei meinem Schreiben. Zum Beispiel Fensterbretter putzen, wenn ich am Schreibtisch sitze. Listen fürs Einkaufen schreiben. Und natürlich das klassische Surfen im Netz und neuerdings kommt auch noch Facebook hinzu, meine Güte, wie man da Zeit vertun kann. Mensch, hab ich mich selbst über mich geärgert!
Kleiner persönlicher Einschub: Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich mich auch jetzt noch manchmal erwische. Leider. Aber es ist viiiiel besser geworden, weil ich eben meinen persönlichen Rubikon überschritten habe.
Mit der Rubikon-Methode schaffst du es, dich selbst auszutricksen und deiner Prokrastination einen Riegel vorzuschieben. Und zwar unwiderruflich. Dir bleibt also gar nichts anderes übrig, als Erfolg zu haben, wenn du diese Methode anwendest.
Das Prinzip ist schnell erklärt.
Finde deinen persönlichen Rubikon und überschreite ihn. Dann kannst du genau wie Cäsar nicht wieder zurück.
Übersetzt heißt das Folgendes:
Überlege dir, was du eigentlich möchtest
Je konkreter du das weißt, desto zielgerichteter kannst du vorgehen.
Möchtest du nur ein einziges Buch, vielleicht deine Lebenserinnerungen, zu Ende bringen, ist die Vorgehensweise anders als wenn du beschließt, jedes Jahr mindestens einen Bestseller herauszubringen und so berühmt wie George R.R. Martin zu werden. Überlege dir bitte auch, ob dieses Ziel realistisch ist – ob du es schaffen kannst. Aber das ist eigentlich logisch …
Gehen wir aber für den Anfang davon aus, du möchtest täglich an deinem Buch arbeiten und irgendwann in einer absehbaren, definierten Zeit fertig sein. Hier könntest du die Rubikon-Methode mit der First-Brick-Methode kombinieren und dein Tagesziel bestimmen. Musst du aber nicht, es reicht, wenn du weißt, was dein Ziel ist.
Und jetzt kommt der entscheidende Schritt.
Überschreite deinen persönlichen Rubikon.
Das könnte in deinem Fall heißen, du erzählst deiner besten Freundin bzw. Freund, dass dein neues Buch in 2 Monaten fertig ist. Und damit das nicht zu einfach ist, wirst du ihr oder ihm die komplette Bude durchputzen, wenn du die Deadline nicht einhältst.
Na, wenn dich das nicht antreibt!
Es geht natürlich auch anders
- Stelle auf deiner Autorenseite oder in einem sonstigen sozialen Netzwerk, ganz egal, irgendwo, wo du öffentlich sichtbar bist, eine Statistik über deinen Fortschritt beim Schreiben ein, die du täglich aktualisieren musst.
- Melde dich beim NaNoWriMo an. Wenn grad nicht November ist, dann gibt es auch noch das Camp Nano, das sowohl im April als auch im Juli stattfindet. Hier kannst du anders als im „richtigen” NaNo ein individuelles Wortziel einstellen. Gut, ich gebe zu, das ist ein ziemlich dünner Rubikon. Ich habe schon viele Leute erlebt, die sich angemeldet haben und dann alles haben schleifen lassen. Aber es ist besser als nichts, sage ich mal. Wenn du zusätzlich noch in entsprechenden Foren aktiv bist und dich mit anderen darüber austauschst, ist die Strömung dieses Rubikons schon ein bisschen wilder.
- Schreibst du z.B. einen historischen Roman und musst recherchieren, dann mache sofort einen Termin mit einem Fachmensch aus. Du wirst sehen, wie dich das anspornt, dich mit deiner Geschichte zu beschäftigen, damit du nicht als unwissend dastehst, wenn das Gespräch stattfindet.
- Oder du machst es wie ich. Du beschließt, dich ab jetzt der Schreiberei ernsthaft zu widmen und Erfolg zu haben. Dazu kündigst du deinen Job, nimmst nur einen 450 €-Job an (ein bisschen Sicherheit ist erlaubt) und nutzt die gewonnene freie Zeit zum Schreiben. Zusätzlich erzählst du überall herum, dass du gekündigt hast und dass in absehbarer Zeit dein Bestseller erscheint. Die Kommentare, die du ab da zu hören bekommst, werden dich unweigerlich in Schwung bringen, ganz egal, ob sie aufmunternd, bewundernd oder neidisch (weil du dich getraut hast), ungläubig oder abwertend sind.
Die Sichtweise ändert sich
Die Art und Weise, wie man sich ans Schreiben setzt, ändert sich sofort, wenn du die Rubikon-Methode anwendest. Deine Geschichten sind nicht mehr nur ein netter Zeitvertreib. Sondern sie steigen in der Priorität im Tagesablauf ziemlich weit nach oben. Na, vielleicht kannst du dir vorstellen, was ich meine.
Gut, ich gebe zu, so ein radikaler Rubikon wie meiner ist nicht für jeden geeignet. Aber du kannst versuchen, dich mit deiner Schreiberei trotzdem irgendwie ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Sinn und Zweck ist einfach, dir einen Tritt in den Hintern zu verpassen, denn wenn du faul bleibst, wird es peinlich. Und das möchten Menschen meist vermeiden.
Mit der Rubikon-Methode bringst du dich garantiert aus deiner Komfortzone heraus. Der Trick hierbei ist, die Unanehmlichkeiten, die ein Umkehren vielleicht noch ermöglichen, viel höher zu halten als die Arbeit des Schreibens an sich. Da der Mensch immer den Weg des kleineren Widerstandes geht, wirst du in die Gänge kommen. Umkehren ist bei dieser Methode immer mit gewaltigen Unannehmlichkeiten verbunden!
Dosiere den Druck genau, unter den du dich setzt!
Aber Achtung. Man sollte sich allerdings auch nicht übernehmen. Wäge bitte vorher genau ab, ob du den Druck aushalten kannst, unter den du dich setzt. Ich hatte am Anfang ziemlich viele schlaflose Nächte, wo ich fürchtete, die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Wer kündigt schon einen wundervollen, komfortablen Job, um sich ins Ungewisse zu stürzen? Viele konnten es nicht verstehen und ich zeitweise selbst nicht.
Wenn du allerdings die ersten Erfolge siehst, wirst du erstaunt sein, wie viel du leisten kannst, wenn du nur eine starke Motivation durch die Rubikon-Methode hast!