So baust du dir in 4 Schritten eine Schreibgewohnheit auf

Computer-Schreibgewohnheit aufbauen

Für jeden von uns hat der Tag 24 Stunden. Da gibt es keine Ausnahme.
Nur wie wir diese Zeit nutzen, ist wirklich unterschiedlich.

Gehen wir davon aus, dass du ein Ziel hast, das du unbedingt erreichen willst. Diese Voraussetzung ist wichtig, denn sie bestimmt deine Motivation.

Dein Ziel ist es also, dein Buch fertigzuschreiben. Aber viele eiern nur so rum, schreiben mal an dem Tag, mal an dem – und wundern sich, dass alles so langsam geht.

Nein.

Baue dir eine Schreibgewohnheit auf und du wirst sehen, dass es vorwärtsgeht. Schreiben mal hier, mal da hat keinen nachhaltigen Wert, wenn du es nicht jeden Tag machst. Das Schreiben muss dir zur Gewohnheit werden – ohne Ausnahme!
Eine einmalige Hauruck-Aktion bringt dir vielleicht 10000, 20000 neue Wörter und du schwebst kurzfristig auf Wolke 7 – aber eben nur kurzfristig. Dieser Ausnahme-Motivationsschub verpufft recht schnell und dann stehst du wieder dort, wo du warst. Wenn du es aber schaffst, eine nachhaltige Schreibgewohnheit aufzubauen, wirst du langfristig erfolgreicher und zufriedener schreiben als jemals zuvor.

Gewohnheiten prägen uns

Gewohnheiten sind Fluch und Segen zugleich. Fast unser ganzer Alltag besteht aus Gewohnheiten, sogar unsere Gedanken verlaufen in gewohnten Mustern. Sie warten nur auf ihre Auslöser, dann spulen sie ihr Programm ab.

Mit anderen Worten:
Alle Gewohnheiten, die wir jemals gelernt und übernommen haben, verlaufen nach dem gleichen Schema:
AuslösereizDurchführung der GewohnheitBelohnung (in welcher Form auch immer. Gehirnmäßig betrachtet ist es der Botenstoff Dopamin)

Gute Gewohnheiten sind natürlich willkommen. Bist du es gewohnt, gleich nach dem Aufstehen eine Runde joggen zu gehen, ist das für deine Gesundheit förderlich.

Schlechte Gewohnheiten mögen wir nicht. Trotzdem können wir sie oftmals nicht seinlassen. Wenn du es gewohnt bist, abends vor dem Fernseher eine Tafel Schokolade zu vernichten (Auslöser: Abends sitzen auf dem Sofa mit Fernseher – Durchführung: Schokolade essen – Belohnung: süßer Geschmack, Entspannung, Zufriedenheit), ist es ziemlich schwer, das bleibenzulassen. Das schlechte Gewissen kommt nämlich erst hinterher, beim Blick auf die Waage.

Schlechte Gewohnheiten sind hartnäckig

Das relativ Blöde an Gewohnheiten ist, dass man die entsprechenden Verknüpfungen im Gehirn nicht einfach löschen kann. Diese Verknüpfungen existieren und werden bei den entsprechenden Auslösern immer wieder bedient und dadurch sogar gestärkt. Wer einmal schwimmen gelernt hat, verlernt es nicht wieder und für Gewohnheiten gilt dasselbe. Deswegen sind Ausnahmen („ach, heute schreibe ich nicht, nur ausnahmsweise und nur heute …”) so kontraproduktiv, weil du dieses Verhalten (faulenzen) dadurch wieder festigst.

Wenn du eine Gewohnheit loswerden willst, musst du sie durch eine andere ersetzen. Du musst den Auslösereiz gewissermaßen „umleiten”. Je eingefahrener die Gewohnheit ist, desto mehr musst du dich leider anstrengen, denn die entsprechenden Verknüpfungen im Gehirn dürften relativ hartnäckig sein.

Deshalb sollte man planmäßig vorgehen, um eine erwünschte Gewohnheit aufzubauen. So leicht, wie es sich in der Theorie anhört, ist es nämlich leider nicht. Da kann wohl jeder aus Erfahrung mitreden, der schonmal versucht hat, sich die abendliche Nascherei abzugewöhnen … Wenn es so einfach wäre, würden wir ja nicht hier im Internet rumsurfen und nach Lösungen suchen.

Regelmäßig schreiben ist wichtig!

Ein Buch zu schreiben, muss nicht lange dauern. Hast du dir eine Schreibgewohnheit aufgebaut, kannst du dir sogar ausrechnen, wie lange. Ohne meine !000 Wörter, die ich am Abend schreibe, gehe ich nicht ins Bett. Jeden Abend. Ohne Ausnahme. Mir kommen gar nicht mehr die Gedanken, wie schön es wäre, auf dem Sofa zu relaxen. Das geht eben nicht, erst muss die Arbeit, sprich die 1000 Wörter, erledigt werden. Du kommst ja auch nicht auf die Idee, den Abwasch einfach stehenzulassen.
Schreibst du hingegen nicht regelmäßig, musst du damit rechnen, dass sich alles hinzieht.

Aber nochmal. Es ist so wichtig, dass ich es nicht oft genug wiederholen kann. Du musst davon überzeugt sein, diese Gewohnheit auch wirklich aufbauen zu wollen. Trotz Kinder, Arbeit, Haushalt. Die Motivation ist entscheidend.
Und als zweites das Tun. Du kannst noch so viel hier im Netz darüber lesen, wenn du nicht anfängst, aktiv zu werden, wird sich nichts ändern.

Wie lange dauert es, bis sich die neue Schreibroutine etabliert hat?

Das ist leider schwierig zu sagen, denn alle Menschen sind unterschiedlich. Es kommt darauf an, wie stark deine Gewohnheit vorher war und wie intensiv du sie ausgelebt hast. Wenn du andauernd Rückfälle in die alten Verhaltensmuster hast, wirst du ständig am Kämpfen sein. Bist du ein Mensch, der offen für Neues ist, stark an sich selbst arbeitet und vor Selbstdisziplin strotzt, wird es höchstwahrscheinlich sehr schnell gehen. Deshalb gibt es keine Pauschalantwort und glaube niemandem, der dir einreden will, nach 30 Tagen (oder eine andere Zahl) hast du es geschafft! Es ist wirklich individuell und du wirst es selbst am besten wissen, wann du am Ziel bist und wirklich die alte Gewohnheit durch die Schreibroutine ersetzt hast.
Anstatt also ständig nach neuen Informationen und Methoden zu suchen, konzentrierst du dich jetzt am besten auf dich und die Schreibgewohnheit, die du aufbauen möchtest. Und eigentlich ist das gar nicht kompliziert! Es ist nur anstrengend, besonders am Anfang, wenn du dir die neue Schreibgewohnheit aufbaust.

Wie baue ich mir eine Schreibgewohnheit auf?

Diese ganze Theorie ist wichtig, damit du die Mechanismen dahinter verstehst. Nun aber kommen wir zum praktischen Teil. Ich möchte dir einen Weg aufzeigen, wie du dir erfolgreich eine Schreibgewohnheit aufbauen könntest.

1. Analysiere deine Gewohnheiten

Das ist recht leicht. Wenn du es gewohnt bist, abends eine Stunde lang fernzusehen oder im Netz zu surfen, könntest du beschließen, diese Zeit nun anderweitig zu nutzen, nämlich zum Schreiben. Dies ist aber nur eine Möglichkeit.

Analysiere deinen Alltag. Wo findet sich eine Stunde, die du abzwacken kannst? Vielleicht auch nur eine halbe?

Und sag jetzt nicht, „Bei mir ist das nicht möglich. Ich bin rund um die Uhr beschäftigt”. Erstens lügst du dich selbst an und zweitens brauchst du dann gar nicht erst anzufangen, denn deine Einstellung zum Schreibgewohnheit-Aufbau ist absolut unbrauchbar. Jeder Mensch hat eine halbe Stunde irgendwo am Tag Leerlauf (wenn er möchte).

2. Finde deine Belohnung

Deine Belohnung ist immens wichtig. Ohne Belohnung wird sich keine neue Routine ausbilden. Dein Gehirn fordert seine Belohnung und wenn es keine kriegt, wirst du in die alte Gewohnheit zurückfallen, denn dort ist die Belohnung gesichert.

Was aber könnte deine Belohnung sein? Bei der Ausbildung einer Schreibgewohnheit ist es recht schwierig, eine Belohnung zu finden, die dein Gehirn auch akzeptiert und zur Ausschüttung von Dopamin, dem Belohnungsbotenstoff, führt. Es ist jedenfalls schwieriger, sich mit der vagen Aussicht auf eine Veröffentlichung zu dopen statt mit einer Tafel Schokolade auf dem Sofa. Dennoch kann dich die Aussicht auf Erfolg antreiben.

Möglicherweise musst du aber kurzfristiger arbeiten und dich mit etwas Besonderem locken, wenn du deine Arbeit erfüllt hast, sprich, die Wortanzahl geschrieben hast, die du dir vorgenommen hast. Alles ist möglich, was dir positive Gefühle beschert!

3. Finde den Auslöser deiner alten Gewohnheit

Mit „alten Gewohnheiten” meine ich solche, die dich Zeit verschwenden lassen, die du für das Schreiben nutzen könntest. Welche sind das? Wann finden sie statt?

Mögliche Auslöser könnten die Tageszeit sein (z.B. abends auf dem Sofa), die Umgebung (Wohnzimmer, Sofa), die Ereignisse unmittelbar vorher (z.B. Abendessen) und so weiter. Auch eine bestimmte Stimmung, z.B. Müdigkeit am Abend, lösen Gewohnheiten aus.

Achte einige Tage darauf. Wenn es nötig ist, kannst du ein Protokoll darüber führen. Notiere dir die möglichen Auslöser, deine Ausreden und wie lange du Zeit „verschwendest”. Du kannst das Protokoll auch nutzen, um mögliche Zeitfenster für die Integration deiner neuen Schreibgewohnheit zu finden.

4. Kopple nun deine neue Schreibgewohnheit daran

Ganz wichtig: Überlege dir vorher, also bevor der Auslösereiz stattfindet, was du tun wirst. Denn wenn der Auslöser erst einmal stattfindet, läuft das Gehirn quasi auf Autopilot. Wie ferngesteuert steuern wir das Sofa an, greifen nach der Schokolade oder drehen uns noch einmal im Bett herum, anstatt aufzustehen. In diesem Zustand bist du nicht zurechnungsfähig!

Und deshalb musst du vorher planen, wie du dich verhalten möchtest, wenn dein Auslösereiz kommt.

Wenn du dir vorgenommen hast, morgens früher aufzustehen, um zu schreiben, könntest du beim ersten Klingeln des Weckers aufstehen, den Computer anstellen und erst einmal eine kalte Dusche nehmen. Das wirkt schon Wunder. Dann setzt du dich hin.
Wenn du dir vorgenommen hast, nach dem Abendessen zu schreiben, gehst du nach dem Abwasch in die Küche, kochst dir eine heiße Tasse Tee und gehst in dein Arbeitszimmer, anstatt zum Sofa.

Suche dir eine Taktik aus, die dir hilft, das unerwünschte Faulenzen zu überlisten und den ersten Schritt zu deiner neuen Schreibgewohnheit hin zu tun, nämlich dich an den Computer zu begeben. Und sitzt du erst einmal da, ist das Schlimmste überwunden. Das Klingeln des Weckers oder der Abwasch am Abend stellen deine neuen positiven Auslösereize dar, die die Schreibgewohnheit einleiten! Du kannst dir natürlich andere Auslöser suchen, aber behalte diese dann immer bei!

Diese Taktik musst du einige Zeit lang sehr bewusst anwenden. So lange, bis die neue Gewohnheit eingeschliffen ist und relativ automatisch ausgeführt wird, wird es anstrengend bleiben. Verbiete dir dabei jeden Gedanken an deine alte Gewohnheit (Sofa, Faulenzen, etc.), lenke dich mit dem Gedanken an deine Belohnung ab!

Zusätzliche Tipps

  • Nimm davon Abstand, gleich mehrere Gewohnheiten ändern zu wollen. Konzentriere dich nur auf die Etablierung deiner Schreibgewohnheit und ändere sonst deine Alltagsroutine nicht. Sonst bist du schnell überfordert.
  • Nimm dir nicht zu viel vor. Überlege dir genau, wie du dir deine neue Schreibgewohnheit vorstellst. Möchtest du soundsoviel Wörter schreiben? Möchtest du eine halbe/ganze Stunde pro Tag konzentriert arbeiten? Du weißt selbst am besten, was du dir zumuten kannst. Plane deshalb deine neue Schreibgewohnheit realistisch und sorge unter allen Umständen dafür, dass du sie durchhalten kannst. Du weißt ja, die Nervenbahnen verstärken sich mit jeder Durchführung! Lieber nimmst du dir wenig vor, hältst es aber durch.
  • Denk dir möglichst wirksame Auslöser aus. Bei mir ist es die Tasse Tee, die ich mir schon ganz automatisch nach dem Abendessen zubereite und die ich mit zum Computer nehme. Auf die Idee, den Tee woanders zu trinken, komme ich gar nicht. Verzichte also um Himmels Willen nicht auf einen guten Auslöser! Sonst wirkt das ganze Prozedere nicht und du musst dich jedes Mal aktiv für das Schreiben entscheiden. Das ist nicht Sinn der Sache.
  • Wenn du jemand bist, der mit Druck von außen arbeiten muss, dann erzähle deinen Freunden und deiner Familie von deinen Plänen. Bitte sie, dich beim Aufbau deiner Schreibgewohnheit zu unterstützen. Meine Kinder zum Beispiel schicken mich abends gewissenhaft an meinen Schreibplatz. („Mama, schreib! Wir wollen endlich den zweiten Band der Drachengeschichte lesen!”) Vielleicht wäre auch die Rubikon-Methode etwas für dich?
  • Wenn dich äußerer Druck eher hemmt, könntest du dich selbst motivieren, beispielsweise mit Erfolgstagebuch-Schreiben, Statistiken aufstellen und ähnliches. Vielleicht ist auch bei diesen 8 Tricks etwas für dich dabei?
  • Gib nicht auf. Ich weiß, dass gerade am Anfang die Versuchung stark ist, wieder in alte Verhaltensmuster zu fallen. Aber ich kann dir versichern, dass es leichter wird! Die Unlust-Gefühle werden mit der Zeit verschwinden, vor allem, wenn du mit Stolz auf dein wachsendes Manuskript blicken kannst. Erhalte dir diese positiven Gefühle, wenn du wieder mal ein Tief hast.
  • Es gibt keine Ausnahmen! Lass keine zu. Gerade am Anfang ist es wichtig, die neue Schreibgewohnheit einzuschleifen. Mit Ausnahmen stärkst du nur deine unerwünschten Verhaltensmuster. Wen willst du füttern, den Engel oder den Teufel?
Hast du dir schon eine Schreibgewohnheit aufgebaut? War das für dich anstrengend? Wie sieht sie aus? Lass einen Kommentar da!

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