Dieses Mal ganz was Neues – ich wandere nicht mit meinen Kindern, sondern mit meiner lieben Freundin Ulla von @kaeseschuleheidetal .

Und auch der Hund hat Größe und Fellfarbe gewechselt, weil’s nämlich ihrer ist und nicht meiner. Meine kleine Fellnase durfte aus verschiedenen Gründen (Alter, diverse Eigenheiten wegen Tierheimvergangenheit, die Tochter wollte sie nicht hergeben) zuhause bleiben.
Warum Vogesen?
Weil Ulla gerne ihre Französischkenntnisse ausprobieren wollte und weil die Vogesen nur zwei Stunden Zugfahrt von meinem Wohnort entfernt liegen. Manchmal muss es eben praktisch sein.
Die Vorbereitungen zu unserer GR 53 – Vogesen-Tour
Auch die haben wir ziemlich kurz gehalten. Nach kurzer Recherche haben wir uns entschlossen, den GR 53 von Wissembourg nach Saverne zu wandern, das passte zu unseren sechstägigen Ferien ziemlich gut. Der GR 53 beginnt offiziell in Wissembourg und endet nach ca. 430 km in Belfort, also habe ich es wieder nicht geschafft, eine Tour komplett zu laufen. Aber na gut.

Orientiert habe ich mich an der Wander-Collection von Luc Gesell, vielen Dank fürs Hochladen! Die Etappen erschienen mir sinnvoll und daher sind wir fast genauso gewandert, wie er es vorgeschlagen hat.
Sonntag, 13.07.25 Tag 1: Von Wissembourg nach Parking du Litschhof

Start ist in Wissembourg, eine hübsche Stadt, aber auch schnell durchwandert. Wichtig: Es gibt hier öffentliche Toiletten, wo du deinen Wasservorrat nochmal aufstocken kannst.

Zunächst geht es raus aus der Stadt. Wir sehen viele Störche auf den Wiesen und es ist ganz schön heiß. Elfy findet das am Anfang richtig anstrengend. Selbst im Schatten der Bäume schwitzen wir.

Na gut, es geht bergauf und es ist Mittagszeit.
Nach sechs Kilometern gelangen wir an die Refuge de la Scherhol, aber es ist noch zu früh für eine Pause. Wir sind richtig in Wanderstimmung und haben Lust, noch ein paar Kilometer Weg zu machen. Doch irgendwann ist es auch mal gut bei der Hitze.
Weil an dieser Raststätte außen alles von feiernden Franzosen belagert ist, ziehen wir uns in den überdachten Bereich zurück und tischen alles auf, was wir haben. Ulla hat leckeren Käse aus ihrer Käserei mitgebracht, der dringend weg muss 🙂

Der Weg führt jetzt durch schattige Wälder, aber auch an kleinen Weilern vorbei. Für den ersten Tag ist es richtig angenehm, dass wir die Steigung schon hinter uns haben und schön langsam bergab laufen können.
Und plötzlich haben wir unseren Zielort Wingen schon erreicht …
Elfy nimmt ein Fußbad, denn der Brunnen ist nicht sehr voll
… und es ist noch früh am Nachmittag. Das Problem: Wir wissen nicht genau, wo wir heute übernachten können. Einen Zeltplatz gibt es in erreichbarer Entfernung nicht und wildzelten, hm, ist eigentlich verboten. In Wingen gibt es natürlich Unterkünfte, wir könnten auch fragen, ob wir auf einer Wiese zelten dürfen.
Trotzdem beschließen wir, weiterzuwandern. Wir werden schon was finden.

Die nächste Etappe beginnt mit einem mäßigen, aber stetigen Aufstieg. Wir marschieren ewig an diesem Bach entlang, dann verlassen wir ihn und steigen noch höher hinauf. Keine Möglichkeit zu zelten, es geht linker Hand nach oben und rechter Hand nach unten.
Schließlich, schon relativ spät am Abend, erreichen wir einen Parkplatz mit Schutzhütte und Picknicktischen. Wir beschließen, zunächst mal zu Abend zu essen.

Heute Abend gibt es (glutenfreie) Nudeln mit irgend so einer asiatischen Würze. Lecker. Und da wir schon fast ein Drittel von Etappe 2 gewandert sind, rühren wir uns für heute nicht mehr vom Fleck. Nicht mal das Zelt bauen wir auf, ist nicht nötig. Die Isomatte wird einfach auf die Bänke in der Schutzhütte gelegt, fertig.

Ein bisschen beunruhigen uns die drei Autos, die auf dem Parkplatz stehen. Bis in die Dunkelheit kommen noch Besucher des Parkplatzes und das letzte Auto fährt erst nachts um drei Uhr weg. Sicherheitshalber hat Ulla eine Stolperfalle aus Elfys Leine gebaut … man kann ja nie wissen!

Bis auf die nagenden Insekten im Holz und die kreischenden, raschelnden, röhrenden Wesen im Wald verläuft die Nacht ruhig und niemand löst die Falle aus …
Montag, 14.7.2025 Tag 2: Von Parking du Litschhof nach Obersteinbach

Da wir ja gestern schon mindestens sechs Kilometer von Etappe 2 gelaufen sind, erreichen wir rasch unsere erste Burg! Sie ist relativ gut erhalten und man kann bis oben auf den Turm steigen, von wo aus man einen tollen Ausblick hat, auf der einen Seite auf die Burg Fleckenstein und auf der anderen auf die Wegelnburg, die wir nicht besuchen werden.

Wir treffen auf eine Art Pfadfindergruppe, die freundlicherweise das obige Foto von uns machen. Sie haben eine Gitarre dabei und während wir im Burghof in einer möglichst windgeschützten Ecke frühstücken, versetzen uns Gitarrenklänge und Gesang in eine fast mittelalterliche Stimmung …

Da die arme Elfy die steilen Treppen und Leitern nicht hochsteigen kann und Ulla nicht den Ehrgeiz hat, bis ganz oben an die Spitze zu klettern, mache ich das eben. Und tatsächlich hat man einen wunderbaren Blick über die Nordvogesen!

Vor der Burg Fleckenstein liegt aber noch das Château du Loewenstein. Auch hier sind die Leitern für Elfy nicht gangbar, aber für uns ist der Blick von den zwei Plattformen weit oben schon lohnend. Die Mauern der Löwenstein sind allerdings kaum noch vorhanden.
Und gleich darauf folgt die Burg Fleckenstein. Leider kostet sie Eintritt und da wir schon zwei Burgen bestiegen und noch etliche vor uns haben, sparen wir sie uns und laufen stattdessen einmal drumherum. Sie ist schon mächtig imposant.
Fleckenstein – die einzige Burg, die Eintritt kostete
Vielleicht hätten wir doch reingehen sollen? Aber da außerdem Regen angekündigt ist, entscheiden wir uns weiter zu gehen.
Und dann – irgendwann am frühen Nachmittag – platscht es los, nahezu aus heiterem Himmel. Wir können gerade noch unter einen Baum springen, um unser Regenzeug in der schon runterrauschenden Wasserwand überzuwerfen.
Erst warten wir noch in der irrigen Meinung, der Wolkenbruch würde bald aufhören. Nein, es regnet sich gründlich ein. Also gehen wir schließlich im Regen weiter.

Auch Elfy bekommt einen Regenmantel übergestülpt. Erstens soll ihr Futter, das sie trägt, nicht nasswerden und zweitens hat ihr Fell so eine besondere Konsistenz, die das Wasser schlecht loswird, die Arme. So ist es für uns alle besser.
Das Mittagessen fällt daher ganz wörtlich ins Wasser und erst am fortgeschrittenen Nachmittag, als wir eine weitere Schutzhütte erreichen, gibt es was zu essen. Außerdem müssen wir uns gründlich umziehen, denn Ullas Regenjacke ist nicht dicht und wir haben beide so geschwitzt unter dem Zeug, dass es fast egal ist, ob das Wasser von außen oder von innen kam …
Alles muss getrocknet werden.
Ich spanne schließlich sogar noch meine Wäscheleine auf. So eklig, das nasse Zeug auf der Haut!
Wir reden ein bisschen mit einem Franzosen, der ebenfalls in der Schutzhütte untergekommen ist. Der will bis nach Hendaye wandern, das ist ganz im Südwesten von Frankreich, wo meine Tochter und ich letztes Jahr den GR 11 gestartet haben. Ups. Ob er inzwischen angekommen ist?
Schließlich kommt, oh Wunder, die Sonne raus. Wir wandern weiter bis zur nächsten Burg.
Die Burg Wasigenstein besteht eigentlich aus zwei Burgen: Oberwasigenstein und Unterwasigenstein. Dazwischen ist eine gewaltige Felsspalte. Leider ist die Burg mit einem Absperrband gesichert, sodass wir davon abgesehen haben, sie zu erklimmen.

Schade, denn gerade die Wasigenstein sieht besonders eindrucksvoll aus.

Ehrlich gesagt ist es für mich sehr frustrierend, wenn man die Burgen nicht betreten darf. Diese hier und auch die Froensbourg von vorhin sehen so geheimnisvoll aus, gerade weil sie so schwindelerregend auf die Felsen draufgebaut wurden! Hilft aber nix, sich zu ärgern, wir wandern weiter und geraten prompt kurz vor unserem Ziel Obersteinbach in den nächsten Wolkenbruch, der uns den Rest gibt.
Plitscheplatschenass stolpern wir in die erste Pension, die uns einlässt. Der Wirt ist supercool, lässt sich nichts anmerken, als wir und vor allem Elfy alles nasstropfen. Den Abend über sind wir beschäftigt, uns trockenzulegen, aber auch hochzufrieden. Wir haben ein Dach über dem Kopf, was will man mehr!
Dienstag, 15.7.2025 Tag 3: Von Obersteinbach nach Niederbronn-Les-Bains

Wir verlassen Obersteinbach. Im Hintergrund sieht man noch die Ruine Klein-Arnsberg, an der wir gestern nicht dran vorbeigekommen sind. Es gibt hier wirklich unglaublich viele Burgen!

Heute haben wir wieder 19 km und nur zwei Burgen vor uns. Es wird auch ganz schön hoch und runter gehen, also mal sehen, wie wir uns schlagen.

Für heute sind zwar nur kurze Schauer angekündigt, aber da Ullas Regenjacke völlig undicht war, haben wir in der Pension heute morgen nach einem Müllsack gefragt. Sieh mal, was man daraus basteln kann!
Einfach ein möglichst enges Loch in der Mitte für den Kopf und zwei Öffnungen für die Arme reinschneiden, fertig! Eigentlich ganz stylisch 🙂
Aber schwitzen wird sie schon ordentlich darunter. Mal sehen, wie sich der improvisierte Mantel bewährt, denn für morgen sieht es nicht gut aus mit dem Wetter. Aber heute ist es erst mal sonnig und wir erreichen diese Burg hier:

Die Alte Windstein-Burg hat mir sehr gut gefallen, denn wer gerne klettert, ist hier richtig. Jedes Winkelchen der Felsen wurde ausgenutzt, um in die Höhe zu bauen, es wurden Treppenstufen, Gänge und Kämmerchen in den Sandstein hineingehauen und man hat von schwindelerregender Höhe gute Aussicht hinunter. Diese Burg hätte ich gerne in ihrem Originalzustand gesehen – damals …
Dagegen ist die nahegelegene Neue Windstein-Burg richtig schick und einigermaßen gut erhalten:

Hier stehen wir im Inneren des Burghofes. Über die Edelstahltreppe gelangt man in den Hauptturm und das ist leider nichts mehr für Elfys empfindliche Pfoten.

Im Inneren nämlich steigt man über weitere Metalltreppen zwei Stockwerke nach oben. Etwas gewöhnungsbedürftig, denn durch die Gitter kann man in die Tiefe sehen, das ist nichts für empfindliche Personen. Dafür wird man von oben mit einem herrlichen Ausblick belohnt. Ein Grüppchen Franzosen hat sich glatt in die kleinen Logen an den Fenstern gequetscht und vespert gemütlich mit Aussicht in schwindelerregender Höhe.
Wir verlassen die Neue Windstein-Burg und wandern weiter. Und jetzt folgt ein seeeeehr, seeeeehr langer steiler Aufstieg, der uns ziemlich Kräfte kostet:

Ulla holt sich sogar einen Stock, aber ob es damit besser geht? Jedenfalls qualmen uns hinterher die Füße … und wie praktisch ist es doch, dass es hier oben das passende Fußbad gibt:

Und unsere lang aufgeschobene Mittagspause holen wir hier auch ausgiebig nach.
Allerdings ist der Weg bis nach Niederbronn noch weit. Wir raffen uns schließlich auf, denn irgendwann wollen wir ja noch ankommen. Für heute Abend haben wir uns den Campingplatz Domaine du Heidenkopf ausgesucht und zum Glück haben wir vorher dort angerufen, denn bis zur Schließzeit um 18:30 Uhr haben wir es nicht mehr geschafft. Gute Nacht!

Mittwoch, 16.7.2025 Tag 4: Von Niederbronn-Les-Bains nach Lichtenberg

Tja, für den heutigen Tag ist Regen angesagt, und zwar durchgehend ab 11 Uhr. Keine schönen Aussichten. Sollen wir auf dem Campingplatz bleiben?
Immerhin ist Niederbronn-Les-Baines ein hübschen Städtchen, sogar mit einem Thermalbad. Hier könnte man es schon einen Tag aushalten.

Aber letztendlich sind wir ja zum Wandern hergekommen, und die Hoffnung, dass es nicht so schlimm wird, stirbt zuletzt. Ich gebe zu, ich habe auch etwas gedrängelt, stillsitzen behagt mir nicht.
Und es kommt, wie es kommen muss:

Immerhin regnet es nicht in Sturzbächen wie vorgestern, sondern wesentlich sanfter. Aber trotzdem nass, versteht sich. Das Château du Wasenburg schauen wir uns daher nur von außen an, obwohl angeblich schon Goethe die Burg besichtigt hat.
Und natürlich kommt der Regen beim steilsten Aufstieg (siehe Höhenprofil), wo man extra schwitzen muss. Das ist wohl immer so, seufz. Daher zieht Ulla ihr grünes Müllsack-Kleid aus und wandert nun mit Müllsack-Dach:

Gegen Mittag finden wir eine Hütte, wo wir zumindest für den Moment Schutz finden und auch notdürftig was essen. Spaß macht das nicht, vor allem ist es kalt, weil wir nassgeschwitzt sind. Es ist so ein Abwägen: Trockene Sachen anziehen, aber nachher muss man sowieso wieder in die nassen einsteigen – lohnt sich das? Denn so viel hat man ja nicht dabei zum Wechseln.

Wir hängen uns also bloß die Jacken um die Schultern, trotzdem kühlen wir ordentlich aus. Da ist es wirklich besser, weiterzulaufen.
Immerhin gibt es ab und zu Regenpausen und in einer davon erreichen wir das Château du Grand Arnsbourg:

Leider ist auch diese Burg nicht mehr zugänglich. Eigentlich kein Wunder, so wie das Gebäude auf den steilen Felsen gebaut wurde. Ich kann es nicht lassen und klettere einmal um die Burg herum. Der Pfad ist von Brennnesseln und anderem Gestrüpp nahezu zugewachsen und ich finde diese Zugangstreppe zur Burg:

Leider hat jemand den entscheidenden Teil der Treppe entfernt und stattdessen ein Schild hingestellt: GEFÄHRLICHE BURG. Zutritt verboten.
Ich ärgere mich und bedaure sehr, dass ich nicht hochkann. Aber na schön, ich sehe ein, dass man wohl nicht jede der hunderte Burgen erhalten kann, trotzdem sehr schade. Ich hätte halt ein paar Jahrzehnte eher kommen sollen …

Wieder rauscht eine Regenwand über uns hinweg und will gar kein Ende nehmen. Erst als wir unser Ziel Lichtenberg erreichen, hört es auf zu schütten. Schön. Ein bisschen früher wäre auch nett gewesen.
Hier gibt es ein Wanderheim, in dem wir Unterschlupf suchen. Beim Wandern ist das immer so: Man trifft unterwegs nette Leute und man tauscht Erfahrungen aus. So auch hier, ein nettes Ehepaar (wir haben die Frau Paraplui-Frau getauft, weil sie mit einem anschnallbaren Regenschirm gewandert ist. Sehr praktisch) hat uns diese Unterkunft empfohlen, weil wir mal wieder nicht wussten, wo wir abends schlafen sollten. Es fügt sich alles!
Man gewährt uns ohne die Miene zu verziehen Einlass, auch Elfy ist trotz ihrer Dreckfüße willkommen. Die Dame am Einlass weist uns nur auf den Besen hin, der sich im Gang befindet 🙂
Im Wanderheim gibt es eine Küche, sodass wir uns erstmal eine große Portion Spaghetti kochen. Das hebt die Laune enorm!

Dazu eine Karotte und die Welt ist wieder in Ordnung. Sogar die Sonne kommt noch mal raus und für morgen soll das Wetter auch besser sein.
Donnerstag, 17.7.2025 Tag 5: Von Lichtenberg nach La Petite-Pierre

Ja, auch in Lichtenberg gibt es ein Château. Wir haben Schere, Stein, Papier gespielt, um zu entscheiden, ob wir es besichtigen sollen. Nein, sollen wir nicht. Also haben wir die Gîte und Lichtenberg halt einfach so verlassen.
Vor der Gîte in Lichtenberg. Wir sind bereit zum Aufbruch.
Das Höhenprofil für heute sagt einen entspannten Tag voraus, ebenso der Wetterbericht. Hurra! So kann das Wanderleben auch sein!
Wir durchqueren Wimmenau und wundern uns, warum der Ort völlig verlassen wirkt. Kein Mensch ist auf den Straßen. Nun ja. Noch haben wir uns nichts dabei gedacht.

Frühstück gibt es hier, auf einer sonnigen, abgemähten Wiese.
Wie jeden Morgen koche ich uns Porridge. Elfy ruht sich von den Strapazen aus und wir essen. Es ist weder zu warm noch zu kalt. Herrlich!
Das heutige Highlight ist der ‚Ochsenstall‘, eine Höhle, der angeblich als Ochsenstall genutzt wurde oder in der Hirten Unterschlupf fanden, so ganz einig ist man sich da nicht. Als Stall finde ich ihn auch etwas klein. Immerhin gibt es Holzbänke drin, wo man sich bei Regen unterstellen könnte. Haben wir heute aber nicht nötig!

Wir durchqueren Erckartswiller. Auch hier kein Mensch auf den Straßen. Die Fensterläden geschlossen. Nicht mal ein Auto fährt. Ich, ganz Fantasy-Autorin, sinniere, dass es bestimmt eine weltweite Katastrophe gegeben hat, die die gesamte Menschheit ausgelöscht hat, während wir hier durch die Vogesen laufen. Wir gehen mehrere Szenarien durch, die passiert sein könnten – bis wir eine Frau im Garten entdecken. Wir lachen los.
Und da dies hier ein Schreibblog ist, hier eine dystopische Buchempfehlung (von Ullas Mama) am Rande, die ein solches Ereignis eindrucksvoll wiedergibt: Die Wand von Marlen Haushofer.
Ich hab mir das Buch gleich nach unserer Rückkehr gekauft und in einem Rutsch durchgelesen. Sehr empfehlenswert! Ist sogar verfilmt worden.
Aber zurück in die wirkliche Welt. Heute finden wir irgendwie keinen geeigneten Platz für unser Mittagessen. Wir laufen und laufen und lassen uns schließlich direkt neben dem Weg auf einer kleinen offenen Stelle mitten im Wald nieder. Nicht so ideal, aber was solls.

Am späten Nachmittag erreichen wir La-Petite-Pierre, unser heutiges Etappenziel. Wo sollen wir übernachten? Schon wieder in einer festen Unterkunft? Wozu trägt Ulla dann eigentlich das Zelt?
Wir fragen in der Touristeninformation. Und siehe da: Die sehr netten Stadtangestellten schicken uns in den Jardin des poètes, einen kleinen Park am Rande der Altstadt und sagen, dass wir dort zelten dürfen. Einfach so. Wir staunen und freuen uns.
Aber zunächst schauen wir uns die Altstadt an, die malerisch auf einer Felsnase gelegen ist.

Ganz am Ende der Felsnase befindet sich eine weitere Burg namens Lützelstein. Sie ist gut renoviert und wir besichtigen den Schlosshof und die Außenanlagen mit dem Kräutergarten. Sehr hübsch. Ich stibitze einen Rosmarinzweig fürs Abendessen.
Als wir wieder zur Touristeninformation zurückkommen, ist, oh Schreck, die Toilette abgeschlossen, wo wir doch noch Wasser holen wollten. Also marschiere ich brummelnd mit den Wasserflaschen zurück in die Altstadt, um in den Restaurants zu fragen. Das erste Restaurant weist mich glatt ab. Ich kann es nicht fassen, ist mir noch nie passiert. Es ist doch nur Wasser! Nein, ich müsse dazu einkehren, blafft die Frau mich an. Ein Blick auf die hochpreisige Speisekarte und die leeren Tische erklärt so einiges. Ich kriege mein Wasser im nächsten Restaurant und hätte der Frau auf dem Rückweg am liebsten eine lange Nase gezeigt. Tue ich natürlich nicht, bin ja wohlerzogen.

Wir verbringen einen wunderschönen Abend mit Sonnenuntergang über der Altstadt im Poetengarten, bewundern die Skulpturen, lesen die Gedichte (so gut es geht) und lassen es uns gutgehen.
Freitag, 18.7.2025 Tag 6: Von La Petite-Pierre nach Graufthal

Ach Mensch, unser letzter Tag auf dem GR 53. Diese Etappe geht bis Saverne, aber wir beschließen aus diversen Gründen (Ulla muss am nächsten Tag schon nach Hause nach Niedersachsen fahren), bei Kilometer 8 in Graufthal abzubrechen. Die 21 Kilometer nach Saverne hätten wir nicht in vernünftiger Zeit geschafft, um dann noch mit dem Zug heimzukehren.
Es ist schönes Wetter und ein nettes Ehepaar fotografiert uns bei diesem Aussichtspunkt:

Wir frühstücken gemütlich auf einem Rastplatz, den wir unterwegs zufällig finden und wandern dann nach Graufthal, was wir gegen die Mittagszeit erreichen.
Hier gibt es was ganz Besonderes, nämlich die blauen, in die Felsen hineingebauten Halbhöhlenhäuser, die tatsächlich bis 1958 bewohnt waren. Die letzte Bewohnerin Catherine Ottermann verstarb 1958. Unfassbar spannend! Für einen Eintritt von 4 Euro konnten wir die Rucksäcke unten am Eingang lassen und die Häuser besichtigen.

Warum die Menschen so in die Wand hineingebaut haben? Einmal, um Baumaterial zu sparen und außerdem war man vor Hochwasser geschützt. Na, ich weiß nicht. Jedenfalls ein würdiger und interessanter Abschluss unserer Wanderung.

Von Graufthal gibt es meiner Recherche zufolge keine öffentlichen Verkehrsmittel. Zum Glück wurden wir von Ullas Eltern abgeholt.
Statistik
Mein Rucksag wog mit Wasserflaschen (2x 1,5l und 1x 0,5l) und Essen 10,5 kg. Echt gut! Also dafür, dass ich so viel Wasser eingepackt habe 🙂
Ullas Rucksack wog am Anfang der Wanderung 13 kg. Sie trug allerdings das Zelt, was so um die 2 kg wiegt.
Zusammen haben wir vor der Wanderung für ca. 60 Euro Proviant gekauft.
Die erste Pension kostete für uns beide 75 Euro.
Der Campingplatz kostete 25 Euro.
Das Wanderheim pro Nase (nein, Hundenase nicht) 19 Euro, also zusammen 38 Euro.
Unterwegs haben wir noch mal für etwa 12 Euro eingekauft.
Und der Eintritt für das Felsenhaus-Museum kostete für uns beide 8 Euro.
Macht zusammen 218 Euro, also hat jede 109 Euro bezahlt.
Ah ja, die Anreise: Ulla kam mit dem Deutschlandticket (58 Euro), mein Zugticket kostete 9 Euro (echt gut, KVV!)
Es gibt übrigens auch einen Wanderführer für Leute, die so viel Zeit haben, den ganzen GR 53 zu wandern. Klick hier. Ich hab den nun nicht gekauft, weil es sich für die paar Tage nicht lohnte. Allerdings hab ich große Lust bekommen, den Weg irgendwann mal weiterzuwandern. Wenn ich das mache, kauf ich ihn mir!
Und falls du Lust hast zu lernen, wie man Käse herstellt, besuche Ulla mal in ihrer Käseschule!