Wie du unglaublich spannende Romane schreibst – Teil 4

Spannung - Mädchen guckt hinter Baumstamm hervor

Dies ist der 4. Teil der Serie „Wie du unglaublich spannende Romane schreibst”.
Hier geht es zum 1. Teil, hier zum 2. Teil und hier zum 3. Teil.

Legen wir gleich los mit vier weiteren Spannungstechniken!

10. Der Konflikt wird beinahe aufgelöst

Eine supergeniale Technik vor allem für Krimi- und Thrillerschreiber. Der Kommissar verhört den Mörder und dieser zittert (zusammen mit dem Leser), ob der Kommissar nun die entscheidenden Schlüsse zieht. Tut er aber nicht. Er hat ihn eben nur beinahe entlarvt.

Oder der Protagonist muss vor Verfolgern fliehen und wird von diesen immer wieder beinahe erwischt.

Aber man findet diese Technik durchaus auch in anderen Genres, z.B. in Jean M. Auels Roman „Ayla und das Tal der Pferde”. Ayla und Jondalar sind in völlig unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen und schlittern daher in ein Missverständnis nach dem anderen. Immer wieder nähern sie sich aneinander an, bis eine erneute falsche Auslegung des Verhaltens des anderen sie wieder entzweit. Der Leser hofft ständig, dass sie miteinander reden und den Zwist auflösen – aber die beiden schaffen es eben nur beinahe und streiten erneut weiter.

Oder die Ehefrau geht fremd und wird vom Gatten beinahe erwischt – du siehst, diese Technik lässt den Leser in atemberaubender Spannung erzittern und mithoffen. Super!

11. Unerwartete Wendungen

Meistens kommt es anders als man denkt – genau so solltest du deine Geschichte konstruieren. Überraschende Wendungen sind das Salz in der Suppe deiner Geschichte.

Gewonnen hast du, wenn du deinen Leser am Schluss mit offenem Mund zurücklässt und er sagt: „Das hätte ich nie erwartet!”

Verloren hast du, wenn die Erwartung deines Leser enttäuscht wurde (”Das war von Anfang an vorauszusehen.”).

Der Leser möchte am Ende mit einer genialen Pointe belohnt werden und nicht mit Altbekanntem abgespeist werden.

Beim Aufbau deines Spannungsbogens (siehe Teil 1: Spannungsbogen) solltest du schon von vorne herein an einen unerwarteten Schluss denken!

Was übrigens nicht heißt, dass du innerhalb der Geschichte nicht mit unerwarteten Wendungen arbeiten sollst, im Gegenteil.

Allerdings gilt auch hier: Gezielt dosieren. Wenn du deinen Leser mit ständigen unerwarteten Wendungen hin- und herschüttelst, ist er irgendwann ganz verwirrt und steigt aus der Achterbahn aus. Lieber etwas weniger derartige Höhepunkte, dafür aber qualitativ hochwertige, sprich raffiniert konstruierte und einfallsreiche Wendungen.

12. Baue Außergewöhnliches in deine Geschichte ein

Was fasziniert den Menschen? Der normale Alltag sicherlich nicht. Es sind die außergewöhnlichen Ereignisse, die erzählenswert sind.

Das Leben von normalen Personen ist in der Regel vorhersehbar. Das Leben eines Behinderten ist nicht alltäglich und kann darum unglaublich spannend sein.

Wohin guckst du? Wenn Otto Mustermann die Straße überquert oder Leonardo DiCaprio? Guckst du, wenn der Verkehr ruhig fließt oder gerade ein Verkehrsunfall passiert?

Du verstehst sicher, auf was ich hinauswill.

Aussehen oder Fähigkeiten können außergewöhnlich sein, der Lebensstil kann außergewöhnlich sein, die Umgebung kann außergewöhnlich sein. Ereignisse können außergewöhnlich sein.

Dabei fasziniert sowohl das außergewöhnlich Schöne (Prinzessinnen, Models, die Angesagteste der Klasse, …) als auch das außergewöhnlich Hässliche (Monster, Mörder, Psychopathen, …).

Extreme sind also angesagt. Sowohl nach ganz oben hinauf (z.B. Intrigen im Königshaus) als auch nach ganz unten (das Mädchen von der Straße).

Alles darf deine Geschichte sein, bloß nicht gewöhnlich.

13. Der Verstoß gegen Regeln

Spannung wird auch erzeugt, indem gegen Regeln verstoßen wird. Ein ganzes Genre baut auf den Regelverstoß gegen Gesetze (Krimis).

Aber natürlich gibt es auch andere Regeln und Normen, die gebrochen werden können und somit Spannung erzeugen, beispielsweise der Ehemann, der fremdgeht, oder die Magd, die gegen alle Konventionen des 19. Jahrhunderts ledig schwanger wird.

Besonders klug wendest du diese Technik an, wenn du genau weißt, dass deine Leser diese Konventionen oder Regeln selbst nicht gutheißen. So sicherst du dir ihre uneingeschränkte Sympathie. Sie werden mitleiden bzw. mitfiebern und es demzufolge kaum schaffen, das Buch aus der Hand zu legen.

Je extremer die beiden Pole sind, desto größer ist die Spannung, die sich dazwischen aufbaut. Das heißt also: Je höher die Strafe ist, die auf den Regelbruch steht, oder je schlimmer die Konsequenzen, desto mehr fiebert der Leser mit und desto spannender ist die Geschichte.

Nächste Woche folgt der 5. und letzte Teil.

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