Tipps zum Umgang mit Testlesern und ihrer Kritik

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Wie schon letzte Woche erwähnt, befand mich vor kurzem in einer weiteren Testlesephase, dieses Mal mit einem Frauenroman, mit dem ich bei einem Wettbewerb mitmachen möchte. Daher sind mir meine Testleser dieses Mal besonders wertvoll, denn der Roman soll echt gut werden.
Eine sorgfältige Planung ist dabei das A und O. Hier habe ich viel dazugelernt. Ein planmäßiges Vorgehen hilft dir, Zeit und Nerven zu sparen.

1. So bereite ich Testleserunden vor

  • Der wichtigste Punkt: Starte früh genug mit der Suche nach Testlesern. Sie warten ja nicht auf dein Manuskript. Manche müssen noch etwas vorher erledigen, bevor sie starten können. Und einige lesen schnell und andere eben langsam. Vor allem, wenn du einen Abgabetermin hast, plane genug Puffer ein!
  • Ich sage meinen Testlesern, dass sie gerne den Fragebogen benutzen können, dies aber keine Pflicht ist. Bloß niemanden einschränken! Es kann ja auch sein, dass jemand einige Fragen gar nicht beantworten kann oder will. Dann soll er sich frei fühlen, diese auszulassen.
  • Bitte deine Testleser, dir ehrliches Feedback zu geben. Manche haben ein Problem damit, negative Kritik zu äußern und kehren womöglich das, was ihnen nicht gefallen hat, unter den Teppich. Betone also, dass du auch Negatives gut aushalten kannst!
    Ermutige auch Testleser, die vielleicht unsicher sind, was ihre Fähigkeit zur Kritik betrifft. Manche denken sich, „meine Meinung ist doch nicht so wichtig, es gibt ja noch genug andere Testleser” oder etwas ähnliches. Entsprechend dürftig fällt ihre Kritik aus und das ist schade. So ein klärendes Gespräch hilft vielen Testlesern, die Hemmungen haben. Und es schadet auch nicht, dies immer wieder zu wiederholen!
  • Selbstverständlich sollte sein, dass man den Testlesern im Hinblick auf ihr gewünschtes Format entgegenkommt. Mein jetziges Manuskript gab ich als pdf, epub und ausgedruckt weiter.
  • Nervt eure Testleser nicht mit Fragen, wie weit sie denn schon sind! Besser ist es, eine Zeitspanne zu vereinbaren. Ist diese verstrichen, kannst du allerdings ruhig mal höflich nachfragen.
  • Sinnvoll ist es, erst dann eine nächste Überarbeitungsrunde zu starten, wenn du alle Testleser-Feedbacks zurückbekommen hast. Dies bedeutet mit anderen Worten, du solltest deinen Text möglichst zur gleichen Zeit an deine Testleser geben.
    Sonst schreibst du womöglich eine Szene um, weil sie einem Testleser nicht gefallen hat (und dies vielleicht gut begründen konnte, sodass es dir einleuchtet). Aber dem nächsten gefällt vielleicht genau diese Szene (und kann dies genauso plausibel begründen!). Sowas kommt vor.

2. Umgang mit Kritik

Meinungen sind subjektiv

Beachte bitte beim Auswerten, dass die Kommentare deiner Testleser subjektiv sind. Sie können Tendenzen aufzeigen, aber stellen nicht die Allgemeingültigkeit dar. Wenn eine Person deine Protagonistin nicht leiden kann, dann ist das erst mal so. Vielleicht mag sie sie nicht, weil sie mit Rothaarigen entsprechend schlechte Erfahrungen gemacht hat. Oder sie sie sonst an jemanden erinnert. Es gibt die seltsamsten Gründe.
Und wenn jede deiner Testleser etwas anderes bemängelt, musst du nicht in Panik verfallen und denken, „mein Buch ist Mist”. Selbst wenn 3 von 4 Testlesern deinen Schluss doof finden, du selbst aber nicht, steht es schon 3:2. Es sind nur 3 von sehr vielen potentiellen Lesern!
Alles sind Einzelmeinungen, bitte nicht verallgemeinern! Überlege bei jeder Kritik, von wem sie kommt, warum sie vielleicht von demjenigen kommt und was du damit anfangen kannst. Du musst Kritik nicht zu 100 % anwenden! Du bist die Autorin, du darfst letztlich entscheiden, ob du den Schluss so haben möchtest oder nicht. Punkt.

Testleser sind in der Regel keine Autoren

Sprich, sie wissen meist nichts von Textaufbau, Spannungsbogen, Charakterentwicklung und ähnliche Dinge. Sie lesen deinen Roman mit den Augen eines normalen Lesers, nicht mit handwerklichem Interesse. Dies musst du beim Auswerten unbedingt berücksichtigen. Wenn du Hilfe brauchst beim Romanschreiben an sich, gibt es etliche Schreibcoaches, die dir helfen können. Gegen Geld, natürlich. Von Testlesern darfst du dir solche Art Hilfe nicht erhoffen.

Negative Kritik

Mach nicht den Fehler, dich und dein Buch zu verteidigen, wenn du negative Kritik bekommst. Oder etwas zu erklären. Wenn deinem Testleser etwas nicht gefallen hat, dann ist das so. Und wenn er etwas nicht verstanden hat, dann ist es deine Aufgabe, den Text so zu schreiben, dass er richtig verstanden wird. Mündliche Erklärungen helfen vielleicht diesem einen Menschen, deinen zukünftigen Lesern aber gar nichts, weil sie sie nicht mitbekommen. Alles, was du lang und breit erklären musst, steht nicht im Text, aber genau mit diesem musst du überzeugen. Und zwar restlos.

Bösartige Kritik

Manche Menschen äußern Feedback ziemlich verletzend. Hier musst du abwägen, ob du noch hilfreiche Punkte herausziehen kannst oder ob du lieber auf Distanz gehst. Eine Autorenseele ist empfindlich … aber nimm Abstand davon, beleidigt oder aggressiv zu reagieren. Trainiere lieber dein Selbstwertgefühl und vertraue auf die Qualität deiner Texte. Dann kann dir richtig bösartige Kritik auch nichts anhaben, weil du weißt, wie du sie einordnen kannst – nämlich in den Mülleimer.
Außerdem wird es besser, je mehr Erfahrung du mit Testlesern sammelst!
Du kannst denjenigen, der nur meckert, aber auch fragen, ob es denn irgendetwas an dem Buch gab, das ihm gefallen hat. So nimmst du ihm den Wind aus den Segeln. Und tust dir selbst etwas Gutes, denn die meisten werden dann doch irgendetwas finden, was ganz gut war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand den ganzen Text absolut sch…e findet. Auf jeden Fall wird so die verletzende Kritik in deinem subjektiven Empfinden etwas abgemildert.

Und denke immer daran: Du brauchst Kritik! Du brauchst ehrliche Meinungen, auch wenn es am Anfang wehtut!
Lass es sacken, nimm ein wenig Abstand davon und mach dich dann daran zu schauen, ob die Kritik berechtigt ist und du was ändern musst. Besser jetzt, als wenn das Buch schon bei Amazon hochgeladen ist.

Und zum Schluss …

Testlesen ist Arbeit. Es ist kein entspannendes Lesevergnügnis nach Feierabend auf dem Sofa, sondern erfordert aufmerksames, intensives Lesen. Der Testleser muss über dem Text brüten, ihn vielleicht im Geiste raffen, überarbeiten oder und sich ziemlich viel Gedanken machen. Auf jeden Fall erfordert es Gehirnleistung.
Bedanke dich also bei deinem Testleser für seine Mühe. Vielleicht kannst du ihm im Gegenzug anbieten, seinen Text zu lesen (falls er auch schreibt). Eine Tafel Schokolade sollte aber mindestens drin sein!

Wie gehst du mit Kritik deiner Testleser um? Hast du schon einmal Probleme gehabt? Oder lief immer alles glatt?

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