Dies ist der 3. Teil der Serie „Wie du unglaublich spannende Romane schreibst”.
Hier geht es zum 1. Teil und hier zum 2. Teil.
Schreibe ein Buch, das deine Leser vor Spannung die Nächte durchlesen lässt!
Hier findest du drei weitere Techniken, um die Spannung zu steigern.
7. Gefahr
Für deine Protagonistin muss etwas auf dem Spiel stehen. Wurde Greta Musterfrau ihre Tasche samt Geldbörse von einem Dieb entrissen, ist das natürlich schlimm, weil alles darin war, Geld, Pass, Kreditkarte …
Aber besonders tragisch wäre dies nun für Greta, wenn sie gerade auf dem Weg zu einem Treffpunkt mit dem Entführer ihres Mannes war, dem sie die 200000 Euro überreichen sollte, die in der Tasche waren, weil er sonst ihren Mann töten würde …
Besonders sensibel sind die Leser natürlich, wenn deine Protagonistin oder einer ihrer Angehörigen in Lebensgefahr schwebt. Hier ist die Fallhöhe besonders hoch bzw. ein Fehler kann nicht mehr gutgemacht werden.
Was genau meine ich mit Fallhöhe?
Ganz einfach. Je mehr auf dem Spiel steht, desto tiefer kann deine Protagonistin fallen – wenn es schiefgeht.
Bei Greta zum Beispiel wäre im ersten Fall die Fallhöhe niedrig. Das Schlimmste, was ihr passieren kann, ist, dass sie ihr Bankkonto nicht mehr rechtzeitig sperren kann und einiges Geld verliert.
Aber beim zweiten Beispiel wären die Konsequenzen viel fataler. Der Entführer würde ihren Mann töten. Das steigert (makabrerweise) enorm den Nervenkitzel!
Verstärke die Probleme, wo immer es geht und sinnvoll ist!
Und fast ebensosehr fiebern die Leser mit, wenn Familienmitglieder, besonders Kinder, oder Freunde der Protagonistin in Gefahr sind, genauer gesagt, wenn die Handlungen der Protagonistin bei einer falschen Entscheidung zum Tod der Obengenannten führen könnte.
Wenn das zu deiner Geschichte nicht passt, dann setze den guten Ruf deiner Protagonistin auf den Spiel, lass sie verleumdet werden, oder bringe ihren Job in Gefahr, mit dem sie ihre Familie ernährt. Oder lass ihre Beziehung kriseln, ihr Hab und Gut verpfänden, bringe sie aus ihrem seelischen Gleichgewicht, kurz, bringe sie in äußerste Gefahr und setze am besten nochmal eins drauf.
Lass es ihr richtig an den Kragen gehen und sei nicht zimperlich dabei. Überlege jedes Mal, ob es nicht noch grässlicher geht! Je schlimmer die Gefahr, desto spannender ist die Frage, wie sie da wieder herauskommt.
8. Baue Dilemmata ein
Wenn du deine Heldin vor ein Dilemma stellst, soll es gewaltig sein. Also lass sie nicht mit ihrem Partner streiten, ob sie am morgigen Sonntag die Schwiegermutter besuchen oder lieber ins Kino gehen sollen.
Sondern schubse sie in die Situation, dass sie entweder ihren Mann rettet, der im Watt bei steigender Flut an einen Pfahl angebunden ist und der jede Minute zu ertrinken droht, oder dass sie sich entscheiden muss, ihr Kind befreien, das in ihrem brennenden Haus eingeschlossen ist.
Zugegeben, dieses Beispiel ist ziemlich konstruiert. Es soll auch nur verdeutlichen, dass starke Dilemmata unglaublich elektrisierend auf den Leser wirken.
Aber wie wäre es hiermit: Sebastian Fitzek hat in seinem Roman „Flugangst 7A” ein grandioses Dilemma eingebaut. Er schickt einen Psychiater mit Flugangst (Verstärkung des Konflikts!) auf einen Langstreckenflug von Buenos Aires nach Berlin. Mit an Bord ist ein seelisch labiler Passagier – und genau diesen soll er dazu bewegen, die Maschine zum Abstürzen zu bringen, sonst stirbt der einzige Mensch, den er liebt, eines qualvollen Todes.
Ich habe das Buch noch nicht gelesen, sondern nur eine Rezension im Radio gehört – und war sofort gefangen. Wie kommt der Psychiater mit Flugangst da bloß wieder raus? Wie wird dieses hochdramatische Dilemma aufgelöst? Alleine um diese Frage beantwortet zu bekommen, muss man das Buch kaufen und lesen!
9. Geheimnisvolle Fragen aufwerfen
Geheimnisse sind einfach genial. Der Leser kann gar nicht anders, er muss weiterlesen, um das Geheimnis zu ergründen! Baue also Geheimnisse ein, wo es möglich ist!
Wo ist der Schatz versteckt? Was steht in dem Brief, den Tina liest und daraufhin käsebleich im Gesicht wird? Wieso verhält sich Laurin so merkwürdig, spielt er womöglich ein doppeltes Spiel? Wer hat die Frau im Käseladen hinterrücks niedergeschlagen?
Wenn du es schaffst, spannende Rätsel aufzuwerfen, hast du schon die halbe Miete eingefahren. Selbst wenn der Rest des Romans sterbenslangweilig ist (was wir ja nicht hoffen ;-)), muss der Leser zu Ende lesen, sonst erfährt er nicht die Auflösung des Rätsels.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du mit Geheimnissen arbeiten kannst.
- Du kannst Geheimnisse zwischendurch auflösen. Sorge aber dafür, dass sich mindestens ein neues Geheimnis auftut, um die Spannung aufrechtzuerhalten. Es dürfen nie vorzeitig alle geheimnisvollen Fragen gelöst werden!
- Du führst nach und nach weitere Geheimnisse ein, löst aber die vorherigen nicht auf. Erst am Ende wird alles geklärt.
- Du kannst auch ein „großes” Geheimnis benutzen, um das sich die ganze Romanhandlung dreht. Natürlich müssen sich deine Hauptfiguren immer wieder mit diesem Geheimnis beschäftigen, um die Neugier des Lesers nicht abflachen zu lassen.
Was für Geheimnisse könntest du nun einbauen? Hier ein paar Beispiele anhand der sieben W-Fragen:
- Wer: Wer ist dieser geheimnisvolle Fremde überhaupt, der ständig dort auftaucht, wo ein erneutes Verbrechen passiert? Ist er ein Freund oder ein Feind?
- Was: Was steht in dem Brief? Was befindet sich in dem Paket? Jemand ist in Gefahr, aber um was handelt es sich genau? Die Gefahr ist nicht identifizierbar.
- Wann: Wann wird der Mörder zuschlagen? Bei Zeitreisen: In welche Zeit hat es den Protagonisten verschlagen?
- Wo: An welchen Ort hat es mich verschlagen? Wohin bringen mich die Entführer?
- Warum: Warum hat sie mir diesen Hinweis gegeben? Was bezweckt sie damit?
- Wie: Wie hat es der Verbrecher nur geschafft, seinen teuflischen Plan durchzuführen?
- Wozu: Wozu dient diese seltsam konstruierte Maschine, die Tanja im Büro des Chefs findet?
Und noch etwas: Ganz besonders spannend ist es, wenn die geheimnisvollen Fragen auf mehreren Ebenen verwoben werden, also z.B. ein Geheimnis, das die Protagonistin persönlich betrifft und zusätzlich noch eine Bedrohung von außen und so weiter.
Am Schluss des Romans müssen alle relevanten Fragen beantwortet worden sein.