5 Fehler, die deinen Romananfang verderben

Handtaschen 5 Fehler, die deinen Romananfang verderben

Warum ist der Anfang so immens wichtig?

Das hat unter anderem ganz praktische Gründe:
Schickst du dein Manuskript einer Agentur oder Verlag, möchten die in der Regel die ersten Seiten als Leseprobe. Einem erfahrenen Lektor genügen nämlich schon ein paar Seiten, um ein Buch einordnen zu können. Aber auch, wenn du als Selfpublisher dein Buch bei Amazon u.ä. einstellst, werden die ersten Seiten als Leseprobe angezeigt. Du kannst die tollsten, spannendsten und besten Szenen des Romans auf S. 88 haben, doch wenn der Anfang langweilig ist, wird leider niemand so weit kommen. Weil das Buch nämlich schon in der Ecke liegt.
Darum beschäftigen wir uns heute mit Anfängen und wie man die schlimmsten Fehler vermeidet.

 

1. Ein langweiliger Anfang

Zugegeben, das ist viel zu vage ausgedrückt. Was ist langweilig? Nun, z.B. eine ausführliche Beschreibung, wie die Hauptperson ihren Tag beginnt. Sich anzieht, Zähne putzt, frühstückt … vermeide das lieber. Du kannst die Szene ruhig schreiben, um deinen Charakter kennenzulernen, aber streiche sie  später heraus und beginne das Buch mit einer Szene, die mitten im Geschehen stattfindet. Wirf deine Figur gleich mal in ein paar Probleme hinein, die sie den Rest des Buches beschäftigen werden.
Anders ausgedrückt: Im Leben des Protagonisten gibt es die berühmte (erste) Wendung, die alles umwirft. Hier bzw. hier nahe dran solltest du beginnen. Du musst nicht direkt mit der ersten Wendung einsteigen, aber sie sollte möglichst bald geschehen. Stelle deinen Protagonisten ruhig kurz vor und zeige dem Leser, wer er ist und wie er tickt, damit er so früh wie möglich eine Bindung zu ihm aufbauen kann. Das geht am besten, wenn dein Protagonist aktiv irgendetwas tut, mit anderen Personen interagiert oder im Konflikt ist. Vermeide es, ihn passiv irgendwo herumlaufen und über sein Leben nachdenken zu lassen.

Merke: Der Anfang sollte aktiv und temporeich sein.

 

2. Vermeide Infodump

Ein häufiger Fehler. Man möchte dem Leser ein möglichst umfangreiches Bild über die Lebenswelt des Protagonisten geben und meint irrtümlicherweise, alles wäre zum Verständnis unbedingt nötig. Aber hier gilt: Hab Vertrauen in deine Leser. Sie sind ja nicht dumm. Vieles kann man sich zusammenreimen und viele mögen es auch, wenn Infos so nach und nach eingestreut werden. Das erhöht die Spannung und du als Autor wärst ja blöd, Spannungspotential zu verschenken. Also: Erkläre nur das, was zum Verständnis unbedingt nötig ist (zur Not Testleser fragen) und mische den Rest nach und nach unter.
Nichts erschreckt potentielle Leser nämlich mehr, als mit seitenlangen geschichtlichen oder politischen Hintergründen „erschlagen” zu werden (historischer Roman, Thriller), oder mit übermäßig ausführlichen Infos über die supergeniale Welt (Fantasy).
Mit ständigen Erklärungen und Einschüben über die Vergangenheit oder wichtigen Informationen reißt du den Leser immer wieder aus dem Fluss der Geschichte heraus.
Manchmal liest man auch Bücher, die sogleich mit einer Rückblende, also mit Informationen über die Vergangenheit des Protagonisten beginnen. Das ist auch nicht so geschickt. Denn im Prinzip kennt man ihn ja überhaupt noch nicht. Wieso sollte man da interessiert an seiner Vergangenheit sein? Du magst jetzt einwenden … aber das ist doch wichtig … sonst versteht man den Rest nicht … mag sein. Aber dafür ist später auch noch Platz, es muss ja nicht unbedingt im ersten Kapitel sein. Die Vergangenheit sollte zunächst einmal Vergangenheit bleiben. Fessle deinen Leser mit aktiven Szenen aus der Gegenwart des Protagonisten, baue eine Bindung auf und streue später Infos über seine Vergangenheit ein.

 

Merke: Du musst nicht ALLE INFOS gleich loswerden.

 

3. Vermeide am Anfang zu viele Charaktere

Du kennst das vielleicht selbst. Du beginnst ein Buch, in dem erst einmal die komplizierten Verwandschaftsverhältnisse der Protagonistin erläutert werden. Das kann noch so geschickt gemacht sein, wenn es zu viele Personen sind, klinkt man sich irgendwann aus. Das Setting ist neu, man kennt die Protagonistin noch nicht einmal und dann muss man sich noch die Namen von Dutzenden von Nebencharaktern merken.
Das ist ein eher ungeschicktes Vorgehen. Beschränke dich auf die Hauptperson und ein paar wenige Figuren, mit denen sie interagiert. Es gibt sicher eine clevere Lösung, wie du die Verwandtschaftsverhältnisse, wenn sie nun wichtig sind, nach und nach erläuterst.

 

Merke: Konzentriere dich besonders am Anfang auf die Hauptperson.

 

4. Vermeide ein unklares Ziel deiner Hauptperson

Wenn die erste Szene nur so dahinplätschert, ohne dass man als Leser erkennen kann, um was es geht, so ist das schlecht. Der zentrale Hauptkonflikt sollte zumindest angedeutet werden und die Hauptperson sollte wissen, was sie erreichen will. Außerdem sollte schon früh deutlich werden, dass es einige Hindernisse auf dem Weg zum Ziel gibt. Das Ziel wiederum muss für die Hauptperson wichtig sein und schwer zu erreichen beziehungsweise sollte einiges auf dem Spiel stehen, falls es nicht erreicht wird. Das erhöht die Spannung.
Wenn es die Hauptperson noch nicht weiß (kann vorkommen – vielleicht will sie ihr Problem noch nicht wahrhaben :-)) , dann sollte aber zumindest für den Leser erkennbar sein, auf was für ein Problem er sich die nächsten 200 – 300 Seiten einlässt. Denn wenn ihn das interessiert, wird er weiterlesen. Das Geheimnis des Anfangs ist, dass Fragen aufgeworfen werden sollten, die am Ende des Buches aufgelöst werden. Je mehr Fragen und Geheimnisse, desto besser.

 

Merke: Der rote Faden sollte hier deutlich seinen Anfang nehmen!

 

5. Die Erzählperspektive wechselt

Gerade Bücher, die beispielsweise mit irgendeiner Art von Beschreibung anfangen, haben das Problem, dass der Leser in den ersten Absätzen nicht weiß, in welchem Kopf er eigentlich steckt. Wer ist Protagonist? Für manche können diese paar Absätze schon zu viel sein und sie legen das Buch weg. Nicht das Mittel der Wahl sind hier auch Dialoge, die nicht deutlich die Erzählperspektive erkennen lassen.
Ganz ungeschickt finde ich den Einstieg mit einer Nebenfigur. Prologe sind da vielleicht ausgenommen, wobei ich schon von vielen gehört habe, dass sie die Prologe einfach überblättern.
Ich meine, es ist ganz wichtig, die Erzählperspektive vom ersten Satz an klarzustellen. Aus der Sicht welcher Figur wird dieser Roman hier erzählt? Headhopping ist natürlich ein noch fatalerer Fehler hier. Wenn du Probleme mit der Erzählperspektive hast, kannst du diesen Artikel lesen. Hast du mehrere Erzählperspektiven, so bleibe zumindest im ersten Kapitel bei der Hauptfigur.
Warum ist dies so wichtig? Der Leser muss emotional an die Hauptfigur gebunden werden, damit er wissen will, wie es mit ihr weitergeht. Und das sollte möglichst schon auf der ersten Seite geschehen. Lass ihn deine Hauptfigur kennenlernen, mach sie ihm sympathisch und verdeutliche ihre Gedanken und Gefühle so, dass der Leser „mitleiden” muss. Hast du das geschafft, kann quasi nichts mehr schiefgehen.

 

Merke: Stelle deine Erzählperspektive gleich am Anfang klar!

 

Schau doch mal deinen Romananfang auf diese Punkte hin durch. Und, alles richtig gemacht? Welche Punkte veranlassen dich dazu, ein Buch wegzulegen?

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