Update 30. März 2020: Ich habe diesen Artikel überarbeitet, da viele links mittlerweile ins Leere führen. Leider, denn es waren tolle Beiträge, z.B. die von Marcus Johanus. Der hat inzwischen einen neuen Blog, der auch sehr lesenswert ist, aber leider hat er sich bisher nicht erneut mit dem Stufendiagramm oder der Heldenreise beschäftigt. Daher hab ich neue Quellen gesucht und gefunden. Ich hoffe, der Artikel ist jetzt wieder hilfreich.
Plotten oder nicht?
Da scheiden sich die Geister. Ich für meinen Teil habe mich durch die verschiedensten Plotmethoden gekämpft, weil ich irgendwann gemerkt habe, dass Schreiben völlig ohne Plot zumindest für mich meist im Chaos endet. Mit den Jahren habe ich verschiedene Methoden kombiniert, ergänzt und für mich weiterentwickelt. Jetzt kann ich sagen, dass mir das Plotten leicht(er) von der Hand geht und ich wesentlich entspannter schreibe als früher, wo ich noch (aus Mangel an Wissen) dachte, ich wäre eher dem entdeckenden Schreiben zugeneigt.
Das stelle ich übrigens häufig fest: Aus Ungeduld, aus Unkenntnis der Methoden oder anderen Gründen denken die meisten Schreibanfänger, dass Plotten ihnen nicht liegt und sie einengt.
Jedoch: Die meisten erfahrenen Autoren (außer Stephen King :-)) bekennen sich zum akribischen Plotten.
Gib dem Plotten eine Chance.
Deshalb möchte ich dir die gängigsten Plotmethoden vorstellen und dir links an die Hand geben, wo du mehr Informationen darüber findest. Vielleicht findest du für dich eine passende Vorgehensweise.
1. Unterteilung in Akte
Die traditionelle Vorgehensweise ist die Unterteilung einer Geschichte in Akte. Auch wenn du dich dabei vielleicht an gewisse griechische Tragödien in gelben Reklam-Heften erinnert fühlst, so ist diese Unterteilung auch heute noch hilfreich beim Plotten.
Die Unterteilung in Akte ist eine eher grobere Plotmethode. Wem es ausreicht, sich an gewissen Wendepunkten der Geschichte zu orientieren und nicht ausgefeilter plotten möchte, ist möglicherweise mit der Unterteilung in Akte gut bedient.
Üblicherweise unterteilt man einen Plot in drei, fünf oder sieben Akte.
Welche Unterteilung für dich richtig ist, hängt wie gesagt davon ab, wie detailliert du plotten möchtest.
Die 3-Akt-Struktur
Sie ist die einfachste Einteilung einer Geschichte in Einleitung, Hauptteil und Schluss. In der Einleitung stellst du deine Protagonistin vor sowie das Setting. Idealerweise wird der Hauptkonflikt schon angedeutet, sodass der Leser ungefähr weiß, was ihn im Hauptteil erwartet. Im Hauptteil besteht die Heldin ihr Abenteuer. Und im Schluss gipfelt die Geschichte in ihrem Höhepunkt, um dann aufgelöst und beendet zu werden. Im Prinzip ganz simpel.
Die 5-Akt-Struktur
Diese Einteilung ist etwas spezifischer bei der Beschreibung der Wendepunkte. Genaueres kannst du hier bei Myna Kaltschnee nachlesen. Dort findest du auch eine grafische Darstellung der einzelnen Akte.
Die 7-Akt-Struktur
Die 7-Akt-Struktur erweitert das Ganze noch einmal und sollte zum Verständnis, wie Geschichten strukturell aufgebaut sind, unbedingt einmal angeschaut werden. Hier bei jillschreibteinbuch findest du eine Einführung.
Und wenn du ein klein wenig Englisch verstehen kannst, solltest du dir unbedingt einmal dieses Video und die folgenden Teile 2-5 anschauen. Dan Wells spricht hier selbst über die 7-Akt-Struktur und ich finde, auch mit mäßigen Englischkenntnissen kann man ihn ganz gut verstehen. Probier es unbedingt aus, du wirst so viel lernen über diese 7-Akt-Struktur (und noch anderes :-))
2. Schreiben einer Zusammenfassung
Im Englischen auch Synopsis genannt, falls du mal googlen willst. Interessanterweise konnte ich keine einschlägigen links zu dieser Art des Plottens finden. Deshalb findest du hier keine, aber ich denke, jeder weiß aus dem Deutschunterricht noch dunkel, was eine Zusammenfassung ist.
Gemeint ist hier einfach, dass die Geschichte im Fließtext zusammengefasst wird, ohne dass man sie in Kapitel oder ähnliches (z.B. Akte) aufteilt. Ich finde, das ist eine gute Methode für Leute, die nicht detailliert plotten möchten, sich eingezwängt fühlen mit irgendwelchen Einteilungen und trotzdem eine Art roten Faden für ihre Geschichte benötigen.
Eine Zusammenfassung benötigst du auch für Punkt 4 und 6 der Schneeflockenmethode. Aber ich denke, auch als alleiniges Plotwerkzeug hat so eine Zusammenfassung ihre Daseinsberechtigung.
Und einen Vorteil hat diese Methode übrigens auch noch: Du hast gleich eine Art Exposé in der Hand. Natürlich musst du diesen Text am Ende für Verlage noch feinpolieren, aber es ist auf jeden Fall schon mal eine gute Übung.
Ich selbst habe solche Zusammenfassungen vor dem eigentlichen Schreiben verfasst und meine Erfahrung damit ist, dass es dir sehr hilft, den roten Faden nicht zu verlieren. Allerdings bleiben doch im Detail etliche Fragen offen, und diese Plotlöcher musst du dann beim Schreiben füllen.
3. Die Schneeflockenmethode
Die Schneeflockenmethode von Randy Ingermanson scheint eines der beliebtesten Plotting-Instrumente zu sein. Vermutlich, weil sie Schritt für Schritt vorgibt, was zu tun ist und das vielen Schreibanfängern eine große Hilfe ist. Denn sie gibt nicht nur Hilfestellung beim Plot an sich, sondern flicht auch die Charakterentwicklung mit ein, sodass sich die Frage, mit was man denn zuerst anfangen soll, hier eigentlich nicht stellt. Es sei denn, man modifiziert für sich die Methode.
Die Schneeflockenmethode umfasst zehn Schritte, angefangen von der Ein-Satz-Zusammenfassung seiner Roman-Idee über die Charakterentwicklung, Szenen-Tabellen und so weiter bis hin zum Schreiben des Rohentwurfs.
Hier auf dem Blog von Jacqueline Vellguth ist die Methode ausführlich erklärt, aber auch hier auf dem Blog von Richard Norden findest du Infos dazu.
Eine tolle grafische Übersicht dazu hat Gian Camichel von knowhowlounge.de dazu verfasst.
Die Schneeflockenmethode ist in meinen Augen etwas für Personen, die nichts dem Zufall überlassen wollen. Ich habe es bisher noch nicht geschafft, alle zehn Schritte konsequent durchzuziehen. Dafür war ich immer viel zu ungeduldig, beziehungsweise es entspricht einfach nicht meiner Arbeitsmethode. Aber es spricht auch überhaupt nichts dagegen, die Methode an dich anzupassen. Sie liefert viele Denkanstöße und Hilfestellungen, die durchaus mit anderen Methoden kombiniert werden können.
4. Die Heldenreise
Die Heldenreise ist ein Muster, dem Geschichten aus aller Welt zugrunde liegen und nach dem viele berühmte Romane wie z.B. Herr der Ringe und vor allem auch Filme wie Star Wars funktionieren.
Eine ausführliche Beschreibung findest du auf der Seite von mynextself und natürlich auch bei Wikipedia, welche auch informativ ist. Hier habe ich eine kürzere Beschreibung gefunden, die eine einfache grafische Darstellung zeigt.
Die Schreibtrainerin hat ebenfalls die einzelnen Stationen schön aufgelistet, die die Heldin durchlaufen muss. Etwas weiter unten auf ihrer Seite findest du auch einen interessanten link zu einem Audio-Beitrag des Bayrischen Rundfunks, der absolut hörenswert ist. Einfach runterscrollen und auf den link klicken. Am Beispiel von Star Wars wird das Prinzip der Heldenreise erläutert.
Ebenfalls verknüpft mit der Heldenreise sind die sogenannten Archetypen als Personifizierung menschlicher Eigenschaften. Die Archetypen können in jeder Station der Heldenreise auftauchen und da sie so universell sind, kann dieses Muster von jedem auf der Welt verstanden werden, ob er nun in Moskau wohnt oder in Patagonien. Deshalb sind Romane und Filme, die nach dem Muster der Heldenreise aufgebaut sind, weltweit so erfolgreich!
Vor allem von Science-Fiction- und Fantasy-Autoren wird das Muster der Heldenreise gerne benutzt.
5. Masterplots
Wir alle lieben gute Geschichten. Umso erstaunlicher, dass man fast alle beliebten und berühmten Geschichten der Welt auf etwa zwanzig Masterplots herunterbrechen kann. Ronald Tobias hat dazu ein Buch geschrieben, wo er diese zwanzig verschiedenen Aufbauten für Geschichten ausführlich beschreibt.
Auf writersdigest.com findest du eine kurze Zusammenfassung der Masterplots (auf englisch) und hier ist der amazon-link zur deutschen Buchausgabe.
6. Die Freytag-Pyramide
Die Freytag-Pyramide hat genau wie die 5-Akt-Struktur fünf Akte und ist dieser ziemlich ähnlich. Das Pyramiden-Schema veranschaulicht nochmal gut die Handlungsdynamik. Sie ist nach Gustav Freytag benannt und beschreibt einen fünfteiligen Handlungsbogen aus Exposition, Höhepunkt, fallender Handlung und Auflösung, wo die losen Enden der Geschichte miteinander verwoben werden.
Autoren, die etwas lockerere Strukturen bevorzugen, können sich vielleicht mit diesem Modell des Plottens anfreunden.
Am besten visualisierst du deinen Plot, indem du dir diese Pyramide mit deinen entsprechenden Story-Eckpunkten aufzeichnest.
Auf Frau Schreibseeles Schreibblog findest du die Freytag-Pyramide erklärt.
7. Das Stufendiagramm
Meistens wird das Stufendiagramm in einem Atemzug mit James N. Freys Schreibratgeber „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt” genannt. Es gibt allerdings auch ein Stufendiagramm nach Elizabeth George (die mit den Inspector-Lynley-Krimis), das sie in ihrem Schreibratgeber „Wort für Wort – oder Die Kunst, ein gutes Buch zu schreiben” erläutert. Dieses Buch habe ich noch nicht gelesen, wollte aber mal darauf hinweisen. Allerdings hört sich ihr Stufendiagramm im Prinzip gleich oder ähnlich wie Freys an, nämlich als Liste von Szenen, die vor dem eigentlichen Schreiben angelegt werden.
Das Stufendiagramm hat also im Prinzip nichts mit einem Diagramm, ja nicht einmal was mit Stufen zu tun, sondern du baust deinen Roman Szene für Szene auf. Ein Plot-Instrument, welches eindeutig den „Outlinern” unter den Autoren zuzurechnen ist. Allerdings ist es völlig dir überlassen, wie ausführlich du deinen Szenen- oder Kapitelplan hältst.
Tipp: Wenn man Scrivener besitzt, kann man wunderbar mit den Karteikärtchen arbeiten.
Hier bei mynextself findest du das Stufendiagramm ausführlich erklärt. Die Schreibtrainerin hat für sich das Arbeiten mit dem Stufendiagramm neu entdeckt. Vielleicht lohnt es sich daher, sich mit der Methode zu beschäftigen, auch wenn oder gerade weil man schon etwas fortgeschrittener Plotter ist.
8. Schneller Entwurf / ohne Plotten
Wenn du glaubst, ein entdeckender Schreiber zu sein, und wenn du der Meinung bist, dass solche Outlines wie oben beschrieben dich nur in deiner Kreativität hemmen, dann könnte diese Methode für dich passen.
Schreibe also eine Art Rohentwurf, konzentriere dich aber auf die Geschwindigkeit. Dabei spielt es keine Rolle, ob du ganze Passagen auslässt und zum Beispiel schreibst, „Kapitel 5: Tom bekommt auf irgendeine Weise den Schlüssel zu Marys Haus” oder etwas in der Art. Genausogut kannst du Szenen, die du bildlich im Kopf hast, schon ausführlich niederschreiben.
Auf diese Weise erhältst du eine Art Gerüst, egal ob mit viel oder wenig Seiten. Möglicherweise hast du dann schon deinen halben Roman auf die Art aufgeschrieben oder zumindest eine schnelle Gliederung erstellt.
Heinen Daniela
September 28, 2021 at 9:58amSehr guter Beitrag. Hat mir wirklich geholfen, auch durch die eingefügten Verlinkungen. Danke schön!
Steffi
September 28, 2021 at 11:35amGerne! Ich wünsche dir viel Spaß beim Plotten!
frau schreibseele
März 29, 2020 at 5:59pmHallo,
ich wurde gerade von einer Freundin darauf aufmerksam gemacht, dass Du mich verlinkt hast. Darüber freue ich mich wirklich sehr. Leider ist zwischenzeitlich der Schreibkastenblog (das mit der Pyramide von Freytag) zwischenzeitlich vom Netz genommen.
Der Beitrag hat in meinem neuen Blog eine neue Heimat bekommen: https://blog.frau-schreibseele.de/index.php/2019/02/23/plot-freytags-pyramide/
Liebe Grüße
frau schreibseele
Steffi
März 30, 2020 at 8:48amHallo frau schreibseele, vielen Dank für den Hinweis. Ich habe den link aktualisiert. Mein Artikel ist schon etwas älter, daher bin ich dankbar für jeden Hinweis, wenn ein link nicht mehr funktioniert. Liebe Grüße, Steffi
Edit: Ich habe festgestellt, dass bereits mehrere links ins Leere laufen. Daher habe ich gleich mal den ganzen Artikel überarbeitet. Vielen Dank, frau Schreibseele, für den Anstoß.
Schreiben will gelernt sein - Eine Linkliste | Kateastrophy
Dezember 5, 2019 at 7:00am[…] 8 verschiedene Methoden, einen Plot zu erstellen […]
Bettina
Juli 25, 2018 at 8:20pmHey,
Annika Bühnemann hat eine 4-Akt-Methode beschrieben
LG Bettina
Steffi
Juli 26, 2018 at 8:58amHallo Bettina,
tatsächlich. Die kannte ich noch nicht und verlinke sie gerne hier:
https://www.vomschreibenleben.de/romanstruktur-4-akte/
vielen Dank für den Hinweis!
LG Steffi
Gian
Mai 31, 2018 at 10:27amHallo Steffi
Vielen Dank für die Erwähnung!
Schöner Beitrag!
Liebe Grüsse
Gian
Steffi
Juni 3, 2018 at 11:49amDanke, Gian, deine Zusammenfassung hat mir sowieso sehr weitergeholfen! Liebe Grüße, Steffi