Wie schreibt man einen Liebesroman?

Wie schreibt man einen Liebesroman

So schreibst du einen Liebesroman

Ich habe ja nun schon zwei Liebesromane geschrieben. Vieles von dem, was nun folgt, habe ich intuitiv beachtet. Einiges hätte ich gerne früher gewusst. So hätte ich mir einiges an Überarbeitung gespart. Na ja, selbst schuld.

Ich hätte mich eben etwas früher mit der Theorie zum Schreiben von Liebesromanen befassen sollen. Aber besser spät als nie! Vielleicht schreibe ich ja noch einen Liebesroman.

Also, wie geht das eigentlich? Ich habe mal ein bisschen recherchiert.

Tipp 1: Kenne deine Zielgruppe

Wenn man sich mit dem Gedanken trägt, einen Liebesroman zu schreiben, steht man plötzlich vor der Frage: Ja, wer soll die Geschichte denn lesen? Spontan denkt man an Frauen zwischen 20 und 40, und für diese Zielgruppe werden auch die meisten Liebesromane geschrieben. Aber da gibt es noch viel mehr. Jugendromanzen, die erste Liebe, Liebe im Alter, homosexuelle Liebe und so weiter. Je nachdem, für welche Zielgruppe du dich entscheidest, musst du Sprachstil, Alter der Protagonisten und die Ereignisse, die in deiner Geschichte stattfinden, anpassen. Liebesszenen müssen altersgerecht beschrieben werden, erotische Passagen erst recht.

Tipp 2: Vermeide Klischees

Darüber könnte ich mich seitenlang auslassen – das lasse ich lieber. Nichts ist so schlecht wie ein 08/15-Liebesroman, der jedes Klischee bedient.

Allgemein zu Klischees habe ich hier schon geschrieben. Nicht in die Klischeefalle zu tappen, ist ganz besonders in Liebesromanen wichtig. Denn ein Liebesroman folgt im Prinzip nur einem einzigen Strickmuster: Sie begegnen sich, es gibt ein paar Hindernisse und am Ende kriegen sie sich. Oder auch nicht (aber Nicht-Happy-Ends sind eher etwas für Profis wie zum Beispiel Shakespeare).

Mit Klischees ist das so eine Sache. Man braucht sie, denn sie ersparen es, gewisse Sachen einhundertmal zu erklären. Wenn ich von einem Jungen in schwarzen Lederklamotten mit langen Haaren schreibe, weiß eigentlich jeder, was er zu erwarten hat. Das ist aber nur schlecht, wenn man dieses Klischee so weiterführt. Wenn man aber mit den Erwartungen der Leser spielt und den Jungen was ganz anderes machen lässt, könnte was Tolles daraus werden.

Hier ein paar Beispiele für Klischees in Liebesromanen:

  • Liebe auf den ersten Blick
  • Dreiecksbeziehungen
  • Mauerblümchen-Protagonistin
  • Bad Boy, wahlweise arrogant, düster etc.
  • Die supertolle, superhübsche, superreiche Konkurrentin
  • Sie wollen Sex miteinander, aber ständig kommt etwas dazwischen

Ein ganz besonders von mir gehasstes Klischee ist folgendes Szenario: Die Hauptpersonen treffen sich, mögen sich auf den ersten Blick nicht – aber selbstverständlich ist die körperliche Anziehung riesengroß. Ständig streiten sie sich. Es gibt haufenweise Missverständnisse, die eigentlich durch ein einziges Gespräch geklärt werden könnten. Aber nein, sonst wäre ja die Spannung raus, weil sie sich in die Arme sinken würden. Das tun sie dann erst am Ende. Uaaaah …

Mach bitte einen großen Bogen um solche plumpen Klischees in deinem Liebesroman. Wie gesagt, du kannst Klischees bedienen, wenn du sie anschließend auf unerwartete Weise wandelst.

Tipp 3: Zeige, warum sich die beiden Protagonisten ineinander verlieben

In dem Eifer, Konflikte zwischen dem Liebespaar zu schaffen, vergessen manche Autorinnen, dass man mit einer Hauptfigur nur mitfiebern kann, wenn man sie mag und ihre Beweggründe versteht.

Verhält sich die Protagonistin wie eine empfindliche Zicke, erklärt das zwar, warum der Protagonist zögert, sich auf sie einzulassen. Aber die Leserin fühlt sich eben auch nicht gerade hingezogen zu ihr. Außerdem wird sie sich fragen, warum der Protagonist nicht schreiend davonläuft.

Erschaffe also Hauptfiguren, die die Sympathien der Leser erwecken. Das heißt natürlich nicht, dass sie perfekt sein sollen. Ein paar nachvollziehbare Schwächen sollten dabei sein, um sie menschlich zu machen. Sehr wichtig ist auch, dass die Leserinnen nachempfinden können, warum sich die Hauptpersonen ineinander verlieben. Was ist so liebenswert am Protagonist? Warum schmilzt er dahin, wenn er seine Angebetete sieht? Es muss mit deren Charakter abgestimmt sein, sonst wirkt es unglaubwürdig. Nur gutes Aussehen alleine reicht nicht, um sich glaubhaft und dauerhaft in jemanden zu verlieben!

Hier ein Beispiel:

Ein Motorradrocker wird mit einer zartbesaiteten Blumenverkäuferin vermutlich wenig anfangen können. Vielleicht aber doch, und dann liegt es an dir zu erklären, was er an ihr findet. Welche Charaktereigenschaften von ihr passen zu den seinen? Hier kommen übrigens wieder die Klischees ins Spiel. Man erwartet einfach nicht, dass ein Motorradrocker zarte Gefühle entwickeln kann. Warum aber nicht, und falls du dich für so eine Konstellation entscheidest, musst du das hinreichend erklären können. Vielleicht ist der Rocker gar nicht so cool, wie er tun will. Vielleicht protestiert er nur gegen seine dominante Mutter, die immer gegen das Motorradfahren war. Und als er die Blumenverkäuferin kennenlernt, schmeißt er erleichtert das Motorrad in die Ecke und steigt aufs Fahrrad um. Weil es ihm plötzlich egal ist, was seine Mutter denkt.

Auch wenn du einen Liebesroman schreibst – erschaffe deine Figuren nicht nur, damit sie sich verlieben können. Ihre Gedanken drehen sich nicht nur um den Love Interest, sie haben auch einen Alltag mit all seinen Facetten, den sie bewältigen müssen. Wenn du das berücksichtigst, wirken deine Figuren automatisch lebendiger und auch die Liebesbeziehung wird glaubhafter. Wenn du komplizierte Familienmitglieder oder merkwürdige Freunde miteinbeziehst, erhöht sich auch das Potential für Konflikte.

Tipp 4: Stimme die Charaktere aufeinander ab

Eine Liebe zwischen Figuren, die ganz offensichtlich nicht zueinander passen, wirkt unglaubwürdig. Oft heißt es, Gegensätze zögen sich an. Das mag sein, nur muss man hier besonders aufpassen, nicht zu bemüht zu wirken, künstlich eine Liebe zwischen zwei gegensätzlichen Menschen zu erzeugen.

Besser wäre es, wenn die Eigenschaften der Hauptpersonen nicht allzu konträr wären, sondern sich eher gegenseitig ergänzen.

Hier ein Beispiel:

Wenn der eine Partner sehr schüchtern ist, könnte der andere, mutige ihn unterstützen, auf Menschen zuzugehen.

Natürlich sollte man hier auch nicht übertreiben. Eine Rampensau wird ein blasses Mauerblümchen überhaupt erst gar nicht bemerken, und wenn doch, wird ihr das Mauerblümchen schnell langweilig oder dem Mauerblümchen die Rampensau zu anstrengend. Fingerspitzengefühl ist hier gefragt und keine extremen Gegensätze!

Wichtig ist, dass auch der vermeintlich schwache Partner (hier das Mauerblümchen) eine Stärke hat, wo der andere eventuell versagt. So können beide voneinander lernen und keiner drückt das Selbstwertgefühl des anderen übermäßig. Es wäre sonst auch schwer zu erklären, warum die beiden Interesse aneinander haben.

Es muss also auch Gemeinsamkeiten geben, die ein Verbundenheitsgefühl der beiden Figuren erzeugen. Beispielsweise könnten sie ähnliche Vorlieben/Hobbys haben, ähnliche politische und weltanschauliche Meinungen und Ziele, ähnliche familiäre Hintergründe etc.

Tipp 5: Finde realistische Konflikte für deinen Liebesroman

Auch Liebesgeschichten brauchen Konflikte. Es muss etwas passieren, was das Happy End hinauszögert, sonst ist das Buch langweilig und schnell zu Ende. Ständige Streitereien oder offensichtliche Missverständnisse sind jedoch keine guten Konflikte. Jedes Paar streitet sich, das ist nichts Besonderes.

Nein, gute Konflikte ergeben sich, wenn die Liebenden unterschiedliche Ziele verfolgen, wenn Kräfte von außen sie davon abhalten, zusammen zu kommen. Oder eben innere Probleme sie hindern, sich auf den anderen einzulassen. Hier kannst du mehr über die verschiedenen Konfliktarten nachlesen.

Achte auf den Spannungsbogen

Sorge dafür, dass die Leserinnen Mann und Frau sympathisch finden. Wenn sie sich mit einem der beiden identifizieren können, wünschen sie sich nichts sehnlicher, dass sie zusammenkommen, sich im Abendrot am Meer küssen und sich am Ende dann an die Familienplanung machen. Aber natürlich ahnen die Leserinnen, dass es nicht so einfach sein wird. Denn du als Autorin musst das natürlich so lange wie möglich verhindern. Und dadurch entsteht die Spannung. Da kannst du ruhig deine Fantasie spielen lassen und dir überlegen, was deine Leserinnen auf keinen Fall möchten! Das lässt du dann geschehen, und sie werden weiterlesen, gespannt, wie die armen Liebenden da wieder herauskommen.

Es lohnt sich, in die Konflikte zwischen den Liebenden etwas Denkarbeit zu investieren. Es ist gar nicht so einfach, einen glaubwürdigen Konflikt zu kreieren, der es dem Paar unmöglich macht, zusammenzukommen. Und den man nicht schon tausendmal gelesen hat. Glaubwürdig habe ich hier fett geschrieben. Viele Leserinnen werfen das Buch in die Ecke, wenn der Konflikt so konstruiert wirkt, dass man ihn der Autorin einfach nicht abnehmen kann. Das hat auch viel mit Klischees zu tun.

Hier ein Beispiel:

Die Protagonistin ist überzeugt, dass sie nicht liebenswert ist und interpretiert alle Äußerungen und Gestik ihres Love Interest dahingehend, dass er sie nicht leiden kann. Umgekehrt natürlich auch. Das ist auf Dauer einfach nur nervig! Wenn im Liebesroman ständig solche Fehlinterpretationen bedient werden, ist dies irgendwann nicht mehr glaubhaft.

Tipp 6: Überlege, wie sich die beiden kennenlernen

Die meisten Autoren, die einen Liebesroman schreiben, machen sich hierüber viele Gedanken! Denn oftmals ist das eine außergewöhnliche Situation, entweder lustig oder gefährlich, aber niemals trivial. Warum ist das so wichtig?

Überlege doch mal, wie und wann du deinen Partner zum ersten Mal gesehen hast. Die meisten Menschen können das auf Anhieb sagen und schwelgen selbst nach Jahrzehnten stundenlang in der Erinnerung. Es bleibt einfach im Gedächtnis.

Und so ist das im Buch auch. Es ist ein bedeutsames Ereignis, das oft sogar im Klappentext erwähnt wird. Daher stellt es einen wichtigen Kaufaspekt für potentielle Leserinnen deines Buches dar. Da lohnt es sich durchaus, sich den Kopf für eine originelle Kennenlern-Szene zu zerbrechen.

Tipp 7: Gib den beiden Zeit, sich zu verlieben

Liebe auf den ersten Blick mag es zwar geben, riecht aber stark nach Klischee und das wollen wir lieber vermeiden. Natürlich kann von Anfang an eine starke Anziehung vorhanden sein, aber gleich als Liebe sollte man es nicht bezeichnen. Es gibt viel zu viele platte Liebesromane, wo sich die beiden auf Anhieb verlieben und nach ein paar Seiten schon einander kaum von der Seite weichen. Hm, ja. Mag es alles geben, aber erstens scheint das nicht glaubwürdig (kann so etwas echte Liebe sein?) und wird von den meisten Lesern nicht so gut aufgenommen. Vor allem, wenn einer der beiden sofort sein ganzes Leben für den anderen aufgibt, den Job kündigt, zu ihm zieht und so weiter. Zweitens: Wo bleibt da die Spannung?

Lass die Gefühle langsam stärker werden

Es ist glaubwürdiger, wenn sich die Charaktere allmählich kennenlernen. Echte Liebe und Vertrauen zueinander brauchen einfach Zeit, um sich zu entwickeln.

In die Entwicklung der Beziehung Zeit zu stecken, hat auch für die Leserinnen Vorteile, denn auf diese Weise kannst du eine emotionale Verbundenheit mit den Hauptfiguren erzeugen. Denn wenn die Leserinnen die Figuren nicht kennen, sind sie ihnen ziemlich egal. Es ist also wichtig, die besonderen Eigenschaften der Protagonisten weiter zu beleuchten und aufzuzeigen, warum sich die beiden ineinander verlieben.

Eigentlich geht es doch bei einem Liebesroman darum, wie die beiden zusammenkommen und enden damit, dass sie zusammenkommen. Das hat eben genau die obigen Gründe.

Tipp 8: Show, don’t tell: Die Liebe zeigen

Menschen zeigen ihre Liebe auf verschiedene Arten, daher ist es sehr von deinen Charakteren abhängig, wie du zeigen kannst, dass sie verliebt sind. Einige schreien ihre Liebe glücklich in die ganze Welt, andere blühen still auf und so weiter. Hier ein paar allgemeine Tipps.

  • Baue Dialoge ein: Die meisten Liebespaare führen stundenlange Gespräche. Man möchte den anderen besser kennenlernen, etwas über ihn erfahren, seine Sicht der Dinge erleben. Daher kannst du mit Dialogen zwischen den Figuren wunderbar Charaktereigenschaften aufzeigen und Gefühle ausdrücken.
  • Arbeite mit Sinneseindrücken: Wie fühlt sich der andere an? Wie nahe kommen sich die beiden schon? Wie riecht der andere? Fühlt sich die Hauptperson sicher und vertraut beim Partner oder gibt es (noch) Unsicherheiten?
  • Lass die beiden etwas zusammen unternehmen: Wenn die Heldin zum Basketballspiel ihres Love Interests mitkommt, obwohl sie Basketball hasst, sagt das schon etwas aus. Zeige, wie sie ihn anfeuert, ihn bei all seinen Plänen unterstützt, schick sie auf gemeinsame Reisen. Wie wäre es, wenn der deutsche Student seiner Liebe aus China nachreist, um sie zurückzuholen – vielleicht bleibt er aber dort hängen, interessiert sich plötzlich für eine Kultur, die ihm vorher nie aufgefallen ist? Je größer die Liebe, desto mehr Opfer werden sie füreinander bringen – da wird dir schon etwas einfallen!
    Die Leben der beiden müssen sich nach und nach miteinander verflechten, dafür musst du dir Gründe ausdenken. Natürlich kannst du die beiden in Restaurants oder ins Kino schicken, aber irgendwann reicht das nicht mehr. Es sagt auch nicht viel über die Charaktereigenschaften der beiden aus. Da ist das Basketball-Beispiel von oben schon besser – es zeigt, dass der Mann Sport mag. Jeder Mensch hat Hobbys, lass die beiden doch am Wochenende eine Wanderung durch die Alpen erleben oder eine Saatgutmesse des Bauernverbands besuchen.
  • Baue schlechte Momente ein: Eine Beziehung besteht aus Höhen und Tiefen, und es zeigt viel über die Charaktere, wie sie mit Widrigkeiten umgehen. Es kommt natürlich darauf an, wie deine Figuren gestrickt sind und in welche Richtung du deine Geschichte manövrieren möchtest. Entweder schweißen die blöden Momente im Leben die beiden noch mehr zusammen, oder sie entfernen sich voneinander. Beispielsweise könnte die Frau ein Jobangebot in einer anderen Stadt bekommen, das sie nicht ablehnen kann oder will. Wie gehen die beiden mit der Situation um? Wie wird sich eine Wochenendbeziehung auswirken?

Tipp 9: Denke dir ein gutes Ende aus

In den meisten Fällen wird es ein Happy End sein. Das erwarten die Leser und das ist auch gut so. Allerdings muss das keineswegs so sein, dass nun alle Probleme gelöst sind.

Wichtig für die Leserinnen ist, dass sie annehmen dürfen, dass die Beziehung der beiden nun stabil ist und weiterbestehen wird, auch wenn der Liebesroman nun zu Ende ist. Dabei dürfen aber ruhig Probleme des Liebespaares bestehen bleiben. Auch offene Fragen können ungelöst bleiben. Die Leserinnen dürfen aber nun davon ausgehen, dass die Schwierigkeiten ab jetzt von dem Paar zusammen gelöst wird. Aus den Einzelkämpfern ist nun ein Team geworden. Und das hinterlässt dem Leser ein gutes Gefühl.

Fazit

Ein Liebesroman hat ein bestimmtes Strickmuster. Nach einer Achterbahn der Gefühle steht am Ende meist das große Glück.

Liebesromane werden sehr gerne gelesen. Aber um sich aus der Masse an Liebesromanen hervorzuheben, braucht es Pfiffigkeit, originelle Ideen und Individualität. Bemühe dich also, deinen eigenen Stil zu entwickeln und deiner Geschichte eine persönliche Note zu geben. So schaffst du es bestimmt, deine Leser zu begeistern!

Gib deinen Namen und deine Email-Adresse an. Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht!. Name and Email fields are required