So durchläuft dein Protagonist eine dynamische Entwicklung

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Üblicherweise findest du in Autorenratgebern den Hinweis, dass sich dein Protagonist „entwickeln” muss. Der Protagonist soll also im Verlauf der Romanhandlung eine Veränderung durchmachen und in der Regel als „besserer” Mensch am Ende den Konflikt gelöst haben.

Wie kann ich den Protagonisten im Verlauf der Handlung verändern?

Du als Autor gibst deinem Protagonisten bestimmte Charaktereigenschaften mit. Meist sind es überwiegend positive Eigenschaften. Sie sollen dazu dienen, dass der Leser einen Bezug zum Protagonisten aufbauen kann. Um den Charakter aber glaubwürdig zu machen, weist er noch ein paar negative Eigenschaften auf. Denn kein Mensch ist nur gut und toll, nicht?

So weit, so gut.

Die Glaubwürdigkeit ist der eine wichtige Punkt, und der zweite wichtige Punkt ist, dass du auf solchen negativen Eigenschaften die Entwicklung deines Protagonisten aufbauen kannst. Die Entwicklung, die er durchläuft, geht meist hin zum Positiven, indem er entsprechende Erfahrungen im Lauf der Geschichte macht.

Du hast also zwei Wege offen: Du kannst den Protagonisten zum einen durch Verstärkung seiner positiven Eigenschaften noch attraktiver machen oder/und du lässt ihn seine Schwächen allmählich überwinden. Beides ist möglich.

Wichtig ist, dass er allmählich immer sympathischer für den Leser wird. Diese Entwicklung sollte man stufenweise aufbauen, indem man dem Protagonist am Anfang der Geschichte nur einige wenige gute Eigenschaften mitgibt, die den Leser an ihn binden. Und im Verlauf der Geschichte wird er zunehmend stärker, schöner, wortgewandter, klüger, und so weiter.

Ganz wichtig: Diese Eigenschaften muss er sich erarbeiten, die dürfen nicht einfach so über Nacht kommen! Sonst ist es für den Leser nicht nachvollziehbar. Baue also Szenen ein, die zeigen, wie die Entwicklung deines Protagonisten vonstatten geht. Zeige zum Beispiel, wie sie Abend für Abend Schwertkampfunterricht nimmt, um am Ende eine gefürchtete Kämpferin zu sein, die ihreFeinde besiegt.Oder lasse den Protagonisten einen Rethorikkurs belegen, damit er am Ende seinen Gegner in Grund und Boden reden kann.

Auch der Antagonist durchläuft eine Entwicklung

Übrigens: So kannst du umgekehrt auch mit dem Antagonisten verfahren. Erst ist er ein kleines bisschen unsympathisch. Vielleicht arrogant oder so. Dann steigerst du die Antipathie, der der Leser empfindet, durch entsprechende Handlungen und Reaktionen des Antagonisten, bis er gegen Ende so ein Kotzbrocken ist, dass der Leser es kaum erwarten kann, dass er besiegt wird.

Auch eine Abwärtspirale ist möglich

Nun gibt es natürlich auch Romane, in denen sich der Protagonist am Anfang nicht gerade durch positive Eigenschaften auszeichnet. Solange dein Leser trotzdem etwas an der Figur findet, ist dies kein Problem. Die Entwicklung der Figur sollte trotzdem stufenweise verlaufen. Meistens geht sie dann eben doch in Richtung positiver Entwicklung, sprich, sie sieht ihre Fehler ein und lernt was daraus. Aber wie z.B. bei den Buddenbrocks kann es auch nach unten gehen, bis die Figur im Sumpf versunken ist. Entscheidend ist eben die stufenweise Veränderung!

Wie viel Zeit braucht ein Mensch, um sich charakterlich weiterzuentwickeln?

Jetzt könntest du einwenden, dass die Handlung bei vielen Krimis oder Thrillern oftmals nur einige Tage umfasst. Wo bleibt da die Entwicklung des Protagonisten?

Trotzdem ist es so, dass sich auch diese Figuren entwickeln. Sie erleben, wenn auch in einem extrem kurzen Zeitraum, entscheidende Dinge, die ihr Leben auf den Kopf stellen. Die Figur ist hinterher einfach jemand anders, sie hat etwas gelernt und sie wurde von den Ereignissen geprägt. Die Zeitspanne, über die die Entwicklung hin geschieht, ist im Prinzip völlig unwichtig.

Wichtig ist nur, dass der Leser mitkriegt, dass der Protagonist eine Geschichte hat, sprich, ein Leben vor dem Ereignis, um das sich der Roman dreht, und ein Leben danach, das mehr oder weniger geprägt ist durch das Geschehen. So wirkt der Protagonist dreidimensional und lebendig.

Entwicklung, dieses Wort hört sich sehr wichtig und weitreichend an. Tatsächlich müssen sich die Protagonisten nicht komplett charakterlich drehen, das wäre ja in manchen Fällen ebenso unglaubwürdig als würden sie gar keine Entwicklung durchmachen. Manchmal reicht es völlig aus, wenn deine Figuren etwas dazulernen, was sie in Zukunft anders handeln lässt.

Ein Beispiel wäre es, wenn eine Figur ihre Vorurteile am Ende fallen lässt. Eine Frau ist komplett gegen eine Nationalität, sagen wir mal ganz neutral, sie möchte keine dänischen Schwiegersohn für ihre Tochter. Im Verlauf der Geschichte lernt sie den Dänen näher kennen und am Ende rettet er ihr oder der Tochter oder dem Haustier das Leben. Diese Frau hat nun keine komplette Charakteränderung durchgemacht, aber sie wird in Zukunft Dänen nicht mehr von vorneherein ablehnen. Sie hat etwas dazugelernt.

Warum ist die Entwicklung des Helden wichtig?

Die Entwicklung des Helden ist eine wichtige Forderung, die eine gute Geschichte ausmacht. Wir Menschen tauschen seit grauer Vorzeit Erfahrungen aus, um voneinander zu lernen. Manchmal sind diese Erfahrungen in Märchen, Sagen, Legenden und Geschichten verpackt. Sie alle haben irgendeine Moral mit im Gepäck.

Wir alle lesen Geschichten und Romane und ziehen Erkenntnisse für uns heraus. Je nachdem, auf welchem Entwicklungsstand wir uns gerade befinden, kann diese Erkenntnis für zwei verschiedene Personen ganz unterschiedlich ausfallen.

Aber es gibt sie immer bei guten Geschichten und es ist die Kunst des Autors, sie durch die Entwicklung der Protagonisten an die Leser zu vermitteln.

Statische Figuren, die keine Entwicklung durchmachen, irritieren den Leser und langweilen ihn im schlimmsten Fall. Ein Hauptcharakter, der die ganze Erzählung über schüchtern und passiv bleibt, nervt irgendwann. Und wenn er nicht mal am Ende aufwacht, wirft der Leser das Buch in die Ecke und ärgert sich über die Zeit, die er mit dem Lesen dieser langweiligen Geschichte verschwendet hat.

Geschichten ohne Entwicklung des Helden

Natürlich gibt es auch Geschichten, bei denen die Helden keinerlei Entwicklung durchlaufen. Man denke da an Comicfiguren wie Asterix oder meinetwegen James Bond, der lernt ja wirklich nichts dazu. Manche Krimiserien sind auch so gestrickt. Hier ist der Schwerpunkt zu 100% auf den Plot gelegt. Dies mag der Unterhaltung dienlich sein, aber die Geschichten an sich bleiben eher einschichtig. Solche Geschichten müssen deswegen nicht schlecht sein.

Z.B. könnte die Kommissarin eine besonders interessante, unverwechselbare (wenn auch statische) Persönlichkeit sein, die die Leser lieben und deswegen immer weitere Fälle fordern.

Eine Entwicklung des Protagonisten ist in solchen Reihen ja auch fast nicht möglich, denn nach dem 20. Mordfall müsste der Kommissar sich schon zum Superhelden entwickelt haben.

Allerdings und das möchte ich an dieser Stelle betonen, bleiben wirklich gute Geschichten im Gedächtnis, weil sich der Protagonist auf irgend eine eindrucksvolle Art und Weise weiterentwickelt hat. Die Geschichte wirkt einfach realitätsbezogener, wenn sich der Protagonist weiterentwickelt. Denn wo gibt es denn das, dass ein Mensch einen Mordfall nach dem anderen erlebt und aufklärt und trotzdem immer gleich bleibt?

Auswirkungen der Entwicklung des Protagonisten auf den Plot

Es ist wichtig, sich schon in der Plotphase zu überlegen, welche Entwicklung deine Protagonistin im Verlauf der Geschichte durchmacht. Nicht selten überschneidet sich diese Überlegung mit der Prämisse des Romans.

Wie soll sich die Protagonistin im Laufe der Erzählung verändern, wer soll sie am Ende sein, was hat sie dazugelernt?

Selbst wenn die reine Handlung deines Plots dir schon ziemlich klar ist, gibt es für die Entwicklung der Hauptfigur unendliche Möglichkeiten. Soll sie zu Beginn schüchtern sein und am Ende selbstbewusst? Dies ist natürlich eine begrüßenswerte Entwicklung, allerdings schon ziemlich häufig strapaziert. Schüchterne Mauerblümchen, die am Ende zur Superheldin werden, gibt es häufig. Wie wäre es stattdessen mit einer Mimose, die lernt, nicht ständig beleidigt und eingeschnappt zu sein? Oder soll sie lernen, nicht ständig vorzupreschen, sondern beherrschter an Handlungen heranzugehen? Vielleicht lernt sie durch die Ereignisse auch, mit dem Tod ihrer Mutter anders umzugehen und wird am Ende gefasster und reifer.

Du siehst, wenn man ein bisschen nachdenkt, gibt es wirklich viel Potential bei deiner Hauptfigur.

Charakterentwicklung und Plot hängen zusammen

Hier kommt wieder die feine Verzahnung von Plot und Charakterentwicklung ins Spiel. Natürlich prägt das Umfeld, nämlich die anderen Hauptpersonen, die Feinde oder eben auch gewisse Ereignisse wie schon oben genannt beispielsweise der Tod eines Familienmitglieds die Entwicklung der Protagonistin. Und natürlich können sich auch die Nebenfiguren verändern, was wiederum für neue Facetten sorgen kann.

Hier kann man sich natürlich wunderbar verzetteln, denn natürlich hat im Prinzip jede Figur ihre eigene Geschichte, nur wenn man diese für alle ausarbeiten würde, säße man wie George R.R. Martin noch nach Jahrzehnten an seinem Roman … also konzentriere dich lieber auf deine Protagonistin und ihre unmittelbaren Bezugspersonen, das dürfte in den allermeisten Fällen reichen.

Genial ist es natürlich, wenn es deine Protagonistin nur durch den entscheidenden Wandel ihrer Persönlichkeit am Ende hinkriegt, den Konflikt aufzulösen.

Fazit

Plane für deine Romanfiguren unbedingt eine Entwicklung ein, möglichst schon bevor du anfängst zu schreiben. Wenn du ein wirklich gutes Buch schreiben willst, sollte dein Protagonist am Ende ein anderer Mensch sein als am Anfang.

Welche Entwicklung machen deine Protagonisten durch? Planst du diese schon vor dem Schreiben ein? Lass einen Kommentar da!

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