Hilfe, ich habe eine Schreibblockade!

Schreibblockade - Linie und Punkte

Ich würde ja gerne schreiben, aber ich bringe gerade einfach nichts zustande!
Mal abwarten, wie lange diese Phase/ diese Schreibblockade/ diese Unlust dieses Mal dauert!

Hm.
Bei solchen Äußerungen werde ich nachdenklich.
Das hört sich so an, als würde sich diese Person die „Schreibblockade”, unter der sie aktuell „leidet”, wie eine Art unerklärliche Krankheit vorstellen, die sie aus heiterem Himmel befällt.

Ich behaupte aber: So etwas gibt es nicht.

Es gibt immer Gründe, warum eine Person gerade keinen Zugang zu ihrem Schreibhandwerk findet. Das können von mir aus auch schwerwiegende sein, aber wenn es eine Ursache gibt, gibt es auch eine Lösung.
Auch für Krankheiten gibt es ja eine Ursache. Das können Bakterien oder Viren sein, und wenn sie bei dir eine Krankheit auslösen, ist dein Immunsystem geschwächt. Und so weiter, aber wir wollen uns hier auf die „Schreibblockaden” konzentrieren.

Also. Ganz provokativ und laut: Unerklärliche Schreibblockaden, die vom Himmel fallen und dich wie eine ansteckende Krankheit überkommen, gibt es nicht. Vor allem musst du sie nicht schafsgeduldig aussitzen und warten, bis sie von alleine verschwindet.
Das mag für manch einen hart klingen. Aber wenn du es ernst meinst mit dem Schreiben, solltest du deine Arbeitshaltung hinterfragen. Und eine Lösung für deine Schreibblockade finden.

Wie, Arbeitshaltung? Schreiben soll mir doch Spaß machen!

Ja, auch. Sonst kannst du es gleich stecken. Ohne Motivation zum Schreiben läuft gar nichts. Aber seien wir ehrlich, Schreiben ist auch Arbeit und macht nicht immer Spaß.

Also. Vermeide diese 8 häufigsten Fehler, und ich garantiere dir, dass sich deine Schreibblockade in Luft auflöst. Und wenn dir noch mehr einfällt, was dich am erfolgreichen Schreiben hindert, lass es mich bitte wissen, damit ich meine Sammlung erweitern kann.

Fehler Nr. 1: Du hast keine Ahnung, wie du eigentlich an das Romanschreiben herangehen sollst.

Stattdessen fängst du hunderte Geschichten an, kommst nach einigen Seiten nicht weiter und merkst, ach, das ist doch nicht das Gelbe vom Ei. Du zerknüllst die Seiten bzw. verschiebst die Datei zu den anderen 99 angefangenen und hoffst, dass dich bald wieder die Muse überkommt.

SpiegeleierStopp. So geht es natürlich nicht. Bevor du ein Gericht für deine Gäste kochst, beschäftigst du dich bestimmt auch mit der Theorie dahinter. Sprich, du musst wissen, dass man ein Spiegelei in der Pfanne brät und nicht im Topf. Blödes Beispiel, aber du verstehst, was ich meine. Ein gewisses Grundwissen sollte vorhanden sein.

Setze dich mit dem Handwerkszeug des Schreibens auseinander. Wie entwirft man Charaktere, was ist ein Plot, was ist ein Spannungsbogen und so weiter. Du musst kein Experte darin sein, bevor du loslegst, aber ungefähr eine Ahnung haben. So wie ein Küchenjunge, der lernt, wie man Kartoffeln schält und ins Wasser wirft. Dass man sie auch im Dampfgarer garen kann und dabei Vitamine schont, ist Expertenwissen und am Anfang nicht unbedingt nötig. Klar?

Fehler Nr. 2: Du willst zu viel auf einmal.

HochzeitstorteBacke am Anfang kleine Brötchen. Nicht gleich eine fünfstöckige Hochzeitstorte. Das wird mit Sicherheit schiefgehen. Also, entwirf nicht gleich das 10bändige Fantasy-Epos mit fünfzig verschiedenen Handlungssträngen.

Ja, aber das ist meine Geschichte! Wegen der schreibe ich doch!

Tja, tut mir leid. Du wirst das nicht hinkriegen, ohne vorher geübt zu haben. Auch ich habe so eine Geschichte in der Schublade liegen. Ich finde sie nach wie vor toll und werde sie irgendwann neu schreiben, wenn ich mich einer so komplexen Plotstruktur gewachsen fühle.

Kleine Geschichte dazu:

An dieser Fantasy-Geschichte erprobte ich einen meiner ersten NaNoWriMo’s. Es hat insofern funktioniert, dass ich 50000 Wörter hingekriegt habe. Ich hatte mehr als zehn Hauptpersonen, vier Schauplätze gleichzeitig, unzählige Nebenfiguren, ein kompliziertes Magiesystem und so viele Handlungsstränge, dass ich auf Anhieb gerade gar nicht sagen kann, wie viele. Zu schreiben gab es also genug, aber bei einem solchen Umfang sind Schwierigkeiten vorprogrammiert! Die Charaktere waren nicht bis zum Ende durchdacht, sodass ich eine Hauptperson mittendrin „umstrukturieren” musste, was allein schon dämlich ist und natürlich zahlreiche weitere Änderungen nach sich zog. Zweitens war mein Plot löchrig, sodass ich mich in Nebensträngen verlor, wenn ich irgendwo nicht auf Anhieb weiterkam. Ist alles spannend zu lesen, aber meilenweit entfernt von einer durchdachten, klug verwobenen Geschichte.

Das sind alles so typische Fehler, die ich mit mehr Erfahrung hätte vermeiden können. Und dabei hatte ich zu der Zeit schon unter zwei Romane das Wörtchen „Ende” druntergeschrieben. Also ganz blauäugig war ich nicht, aber blauäugig genug.

Als ich das begriffen hatte, legte ich meine mittlerweile über 100000 Wörter schweren Herzens auf Eis. Ich beschloss, einen Roman in der Ich-Form zu schreiben. So konnte ich nicht Gefahr laufen, mich in Nebenhandlungen zu ergehen, denn die Ich-Perspektive verhindert dies per se. Einfach zur Übung. Einen schönen, geradlinigen, einbändigen Roman. Es hat geklappt. Und auch der nächste Roman (das war meine Drachengeschichte) ist aus der Perspektive eines einzigen Protagonisten geschrieben. Mit diesen beiden Büchern bin ich sehr zufrieden und habe mehr über das Schreibhandwerk gelernt als in dem verworrenen Wust des Fantasy-Epos. Meine nächste Geschichte plane ich etwas komplexer und irgendwann demnächst werde ich bestimmt auch die Fantasy-Geschichte neu aufrollen. Dann aber von vorne bis hinten durchdacht!

Fehler Nr. 3: Du hast keine Lust zu schreiben und redest dich mit einer Schreibblockade heraus

Was ist denn jetzt überhaupt eine Schreibblockade? Gibt es dafür eine Definition?

Auch ich habe Zeiten, wo ich mich nicht aufraffen kann, überhaupt ein einziges Wort zu schreiben. Aber das hatte immer seinen Grund. Entweder war ich an einem Plotloch angekommen und wusste nicht mehr, wie es weitergehen sollte. Das kann schon sehr blockieren – aber klar, ich weiß ja, woran es liegt! Dann muss ich mich halt kurz hinsetzen und brainstormen, wie ich mich durch das Loch durchhangel.

Manchmal hatte ich keine Lust zu schreiben. Einfach so. Weil ich müde war oder sonst irgendwas war. Okay, aber das ist keine Schreibblockade, das ist einfach, dem inneren Schweinehund nachzugeben.

Ich habe etliche Jahre in einem Verlag gearbeitet. Dort musste ich Texte schreiben, ob ich wollte oder nicht. Ob mich die Muse geküsst hatte oder nicht. Ich musste meinem Chef was vorlegen. Natürlich kam es vor, dass ich kein vernünftiges Wort zusammengebracht habe und am nächsten Tag alles verworfen und umgeschrieben habe. Trotzdem habe ich etwas produziert!

Es gibt keine Schreibblockaden, die dich einfach so befallen wie eine ansteckende Krankheit! Es gibt immer eine Ursache dahinter, die man auch finden kann, wenn man nur gnadenlos ehrlich sucht. Und zum Donner, warum sollte ich nicht nach der Ursache suchen, wenn ich doch schreiben will?

Fehler Nr. 4: Du fühlst dich unbedeutend. Alle anderen schreiben viel besser!

Ich werde es nie schaffen, einen Bestseller zu schreiben!

Wenn dich solche Gedanken plagen, hast du zwei Möglichkeiten. Entweder du hörst sofort auf zu schreiben und vergisst bitte auch jeden Gedanken daran. Oder du raffst dich auf, lernst das Handwerk und verbesserst dich kontinuierlich. Das wird seine Zeit dauern, aber dann wird es auch klappen!

Leicht gesagt? Ja. Aber bitte schau dich um. Niemand wird einfach so ein Experte für irgendeine Sache. Oft steckt jahrelange harte Arbeit und Fleiß dahinter. Die meisten Schriftsteller haben etliche Jahre Lernzeit in ihren Erfolg investiert. Nur sehen wir das alles gar nicht, wir sehen nur den scheinbaren Erfolg über Nacht. Mach dir bitte klar, dass du am Anfang stehst! Dann geh deinen Weg, sei fleißig, lerne, schreibe und hab ein bisschen Geduld! Wenn du den Entschluss gefasst hast, dass du es mit dem Schreiben ernst meinst, dann wirst du am Ende auch Erfolg haben. Ich bin mir sicher. Sonst würde ich hier auch nicht schreiben 😉

Fehler Nr. 5: Ich habe keine Selbstdisziplin! Ich schaffe es nicht, mich jeden Tag hinzusetzen und zu schreiben!

Wenn dich dieses Problem plagt, habe ich ein paar Tipps für dich. Dieser Punkt ist so weitumfassend, dass ich ihm einen eigenen Artikel widmen musste!

Fehler Nr. 6: Dich überfällt gerade eine viel bessere Idee! Die alte ist Mist!

Statt dem Impuls nachzugeben, die alte Geschichte in den Mülleimer zu werfen und völlig überschwänglich eine neue anzufangen, solltest du hier innehalten und kurz einmal nachdenken.

Klar ist deine alte Idee nichts Neues mehr für dich. Du hast dich schon viele Tage damit beschäftigt und sie ist irgendwie „langweilig” geworden. Vielleicht hast du es auch nicht geschafft, sie überzeugend umzusetzen. Du bist nicht zufrieden mit deiner Arbeit. Aber irgendwann hat sie dich genauso begeistert wie diese hier jetzt, sonst hättest du nicht angefangen zu schreiben. Rufe dir diese Euphorie von damals wieder hoch! Mache dir klar, dass deine wunderbare alte Idee, die dir jetzt so doof vorkommt, für deine zukünftigen Leser im Gegensatz zu dir etwas Neues und Aufregendes sein wird! Und dann raff dich auf, schreib an deiner alten Geschichte weiter und bringe sie zu Ende. Verbessere sie, wenn nötig. Aber gib nicht auf, auch wenn es Kraft kostet!

Selbst wenn deine alte Idee tatsächlich „Mist” ist (was in den allermeisten Fällen nicht zutrifft), lernst du etwas sehr Wichtiges, wenn du der Versuchung nicht nachgibst und der Verlockung durch die neue, unverbrauchte Idee widerstehst. Du lernst, dich gegen Widerstände durchzubeißen und nicht bei der kleinsten Schwierigkeit aufzugeben! Unterschätze niemals, was für ein wichtiges Signal dies für dein Gehirn und deine künftige Arbeitshaltung ist!

Die neue Idee schreibst du dir stattdessen brav in dein Notizbuch. Dort kann sie ruhig ein bisschen warten und reifen, bis sie an der Reihe ist. Vielleicht kommt sie dir dann irgendwann gar nicht mehr so spektakulär vor, und falls doch, dann weißt du mit Sicherheit, dass es sich lohnt, sie zu schreiben.

Fehler Nr. 7: Statt zu schreiben, surfst du lieber im Internet, putzt die Bude, wäschst das Geschirr…

Das sind sogenannte Vermeidungshandlungen, weil wir uns gerne davor drücken, das vermeintlich Unangenehme rasch zu erledigen. Ich, die ich Hausputzen hasse wie die Pest, kann mich erinnern, dass ich vor dem Computer saß, meinen Job erledigen sollte und gedacht habe, meine Güte, wie gerne würde ich stattdessen jetzt den Flur fegen und wischen… schon irre.

Und auch die sozialen Medien treiben viele Menschen in den Wahnsinn, weil sie es einfach nicht schaffen, die Finger davon zu lassen und stattdessen zu schreiben. Wenn du da keine Selbstdisziplin hast, dann schalte deine Internet-Verbindung aus, zieh den Stecker oder installiere dir eine App, die dich zwingt, auch mal eine halbe Stunde ohne Internet zu arbeiten. Das wirkt Wunder! Allerdings sollte es nicht zu einfach sein, das Netz wieder zu aktivieren.

Hier hilft am meisten, sich am Riemen zu reißen, sich an einem festgesteckten Ziel (z.B. heute noch 500 Wörter) zu orientieren und sich klarzumachen, dass „heute nicht mehr, morgen…” schon gestern galt. Und je länger du es vor dich herschiebst, desto leichter wird es für deinen inneren Schweinehund, dir einzureden, „ach, auf diesen einen Tag Faulenzen mehr kommt es auch nicht mehr an…” Doch! Es kommt genau auf diesen Tag an! Vielleicht nicht unbedingt beim Schreiben, aber bei deiner Fähigkeit zur Selbstmotivation und deiner Achtung vor dir selber. Wenn du es nicht schon gemacht hast, schau dir gerne mal meinen Artikel zur Selbstmotivation an, vielleicht ist da ein Tipp für dich dabei.

Ich glaube dir nicht! Es liegt nicht an mir! Ich habe wirklich eine Schreibblockade!

Tja. Letztendlich liegt es eben doch an dir, da wieder herauszukommen. Egal, ob du es Schreibblockade nennst oder andere Gründe dahinterstecken. Vorwärts geht es nur mit den Sachen, die du zu Ende bringst. Alles andere ist Augenwischerei. Und wie du das fertigbringst – nun, jeder ist individuell und muss seinen eigenen Weg finden. Das Netz ist voll von Tipps und Tricks, aber du musst sie umsetzen. Es hilft nicht, drüberzulesen und zu konsumieren, nein, du musst aktiv werden.

Und zwar jetzt. Heute.

Wie gehst du gegen „sogenannte” Schreibblockaden vor? Glaubst du wie ich, dass dahinter immer Gründe stecken, gegen die man vorgehen kann? Oder bist du gegenteiliger Meinung?

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