So kommst du nach einer Schreibpause wieder rein

So kommst du nach einer Schreibpause wieder rein

Zugegeben, meine Schreibpause hat ziemlich lange gedauert. Und ja, es war sehr erholsam. So erholsam, dass ich richtig Mühe habe, mich wieder aufzuraffen. Und es fällt mir unerwartet schwer, wieder in meine Schreibroutine hineinzufinden.
Tatsächlich habe ich in den ganzen Sommerferien keine einzige Zeile geschrieben.

Oh. Meine. Güte. Ist das etwa eine Schreibblockade?

Nun ja. Fast könnte man es so nennen. Nur, vom Himmel gefallen ist diese sogenannte Schreibblockade nicht. Ich war einfach k.o. und unmotiviert. Ich wollte nicht schreiben.
Aber: Wenn man ein Ziel vor Augen hat, dann darf man nicht aufgeben. Man kann es vielleicht kurzfristig aus den Augen verlieren (vielleicht ist es kurz hinter einem Baum verschwunden), oder es könnte sein, dass man aus dem Tritt kommt und strauchelt. Das alles ist nicht schlimm. Man muss nur wieder aufstehen und weitermachen.

Warum fällt einem das Weitermachen so schwer?

Ganz einfach. Der Mensch ist ein bequemer Hund. Rumliegen und Faulenzen behagt uns sehr. Und je länger man seine Schreibpause ausdehnt, umso mehr gewöhnt man sich daran.
Noch dazu kommt, dass einem niemand die Hand reicht und sagt: Komm, steh mal auf und tu etwas.
Die Welt wartet nicht auf dich. Man muss schon aus eigenem Antrieb aktiv werden. Und das ist ganz schön schwer, wenn die Motivation irgendwo unter Bergen von Alltagsmühsal, Sommerferienerinnerungen und neuerlichem Schulstreß deiner Kinder vergraben liegt.

Sich wieder motivieren

Je länger eine Schreibpause dauert, umso schwerer fällt es einem, wieder in seine Routine hineinzufinden. Ein paar Tage gehen, aber dann rutscht man unweigerlich in alte Muster zurück und liegt abends faul vor dem Fernseher (ich nicht – ich lese lieber. Immerhin), anstatt brav seine Wortzahl runterzuschreiben. Das passiert einfach. Und man gewöhnt sich liebend gerne daran.
Aber ich kenne das schon, und das war sehr beruhigend für mich. Ich kann nicht für andere Autoren sprechen, aber zumindest bei mir gibt es immer wieder Phasen, wo ich sehr viel schreibe und welche, wo es weniger ist. Und ja, auch mal solche, wo kein einziges Wort seinen Platz auf den Bildschirm findet. Das Ganze wechselt sich mehr oder weniger regelmäßig ab. Und da ich das weiß, bin ich zuversichtlich, wieder in die alte Routine zurückzufinden. Das Schreiben begleitet mich schließlich schon (fast) mein ganzes Leben lang, das hört man nicht einfach so auf.

Das Ziel vor Augen

Wichtig ist, dass man weiß, warum man schreibt und was man damit erreichen will. Möchtest du nur für dich schreiben und ist dir die Welt da draußen herzlich egal, wird dich keine Eile antreiben. Es ist wurscht, wann deine Geschichte fertig ist.
Für alle anderen Fälle – also falls du deine Geschichten der Öffentlichkeit zugänglich machen möchtest – ist es von Vorteil, eine Planung zu haben. Bis wann soll dein Roman fertig sein? Willst du ihn selbst veröffentlichen? Oder lieber einen Verlag suchen?

Warum ist das so wichtig? Genügt es nicht einfach zu sagen, dass Schreiben Spaß macht?

Nein. Denn die Regelmäßigkeit, mit der du schreibst, hängt eng mit der deiner Motivation zusammen. Und die ergibt sich aus dem Ziel, das du dir setzt. Für große Ziele brauchst du große Anstrengung, für kleine natürlich weniger.

Es sind nicht die äußeren Dinge, die dich am Schreiben hindern, sondern es ist deine innere Einstellung dafür verantwortlich.

Räumst du dem Schreiben Priorität ein, weil du irgendwann davon leben willst, gehst du mit einer anderen Haltung an den Schreibtisch, als wenn du nur für die Schublade schreiben möchtest.

1. Setze dir (neue) Ziele

Bis wann soll die Rohfassung des Romans fertig sein? Bis wann die überarbeitete Fassung? So etwas lässt sich grob berechnen und somit dein tägliches Arbeitspensum festlegen. Realistisch sollte es allerdings schon sein, sonst frustrierst du dich nur. Ich zum Beispiel muss jetzt wieder mehr in meinem Brötchenberuf arbeiten und daher das Schreibtempo drosseln (seufz). Aber so 500 Wörter am Tag sollten schon drin sein.

2. Räum deine Schreibumgebung auf

Gestern musste ich Buchumschläge nähen. Für die Schulbücher meiner Kinder – ja, genau, ich nähe die aus Stoff – wir wollen ja alle kein Plastik mehr. Hat zwar nichts mit dem Schreiben zu tun, aber hier findest du eine Anleitung dazu, falls es dich interessiert.
Dazu brauchte ich freien Platz und musste erst einmal meinen Schreibtisch aufräumen. In der Schreibpause haben sich allerhand Dinge dort gestapelt, die keinesfalls dort hingehören. Nachdem ich die Nähmaschine wieder abgeräumt hatte, hat mir mein leerer Schreibtisch plötzlich so gefallen, dass ich mich hingesetzt und geschrieben habe. Wah! Manchmal ist es so einfach.

Lange Rede, kurzer Sinn: Gestalte deine Schreibumgebung gemütlich.

3. Hol dir deine Schreibzeit zurück

Räume dem Schreiben wieder die Wichtigkeit ein, die es deiner Meinung nach verdient. Schiebe also nicht die Kinder, den Haushalt, den Hund, die Müdigkeit … vor. Gewöhne dir wieder deine Schreibzeit an. Nutze dafür ruhig Rituale, die sich bewährt haben, wie zum Beispiel eine große Tasse Tee, die du dir bereitstellst. Von mir aus auch Hintergrundmusik, wenn du damit arbeiten kannst (ich nicht). Schließ die Tür ab, reiß das Telefonkabel raus (bildlich, bitte).

Und dann schreib.

Und danach gönn dir eine Belohnung -> deine Serie gucken, das nächste Kapitel in deinem Lieblingsbuch lesen, ein Video auf YouTube gucken oder weiß der Geier. Iss von mir aus eine Tafel Schokolade.

Was du nicht tun solltest

Ganz klar: Plan- und kopflos vorwärtsstürmen. Punkt 1 ist meiner Meinung nach der wichtigste. Wenn du nach einer längeren Schreibpause ohne Plan, einfach so aufs Geratewohl loslegst, geht die Motivation erfahrungsgemäß ziemlich bald flöten. Nach der ersten Begeisterung folgt die Ernüchterung und das Sofa lockt erneut. Schreiben ist doch doof – wozu überhaupt? Keiner wartet auf mein Buch, ob es heute fertig wird oder in einem Jahr… und außerdem hab ich heute soviel um die Ohren … morgen … und so weiter
Lässt sich aber dein Fortschritt messen, beispielsweise über die geschriebene Wortzahl, und du siehst, dass es vorwärtsgeht, dann kannst du die Motivation meist aufrecht erhalten. Der Berg ist anscheinend gar nicht so hoch, wie er vorher ausgesehen hat! Mit deinen täglichen Wörtern trägst du ihn Stück für Stück ab.

So. Ab heute wird wieder regelmäßig geschrieben. Alles klar?

Gib deinen Namen und deine Email-Adresse an. Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht!. Name and Email fields are required