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Was ist guter Sprachstil?
Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Und eine eindeutige Antwort wird es wohl nicht geben. Nachdem ich mich jetzt längere Zeit mit stilistischer Überarbeitung beschäftigt habe, würde ich kurz und knapp sagen, dass ein guter Stil eher einfach daherkommt, also nicht kompliziert und umständlich, aber gleichzeitig Dinge/ Sachverhalte eindeutig und unverwechselbar benennt. Und zu guter Letzt sollte natürlich die Persönlichkeit der Autorin/des Autors einfließen, sprich, der Text sollte, wenn schon nicht unverwechselbar, so doch mindestens nicht wahllos austauschbar sein.
Das ist nun natürlich etwas vage ausgedrückt.
Hier möchte ich euch eine Checkliste an die Hand geben, auf welche Dinge man achten sollte, wenn man seine Texte stilistisch überarbeiten möchte. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe ich nicht, falls jemandem noch etwas dazu einfällt, raff dich auf und schreibe es in die Kommentare.
1. Benutze konkrete Bilder statt einer allgemeinen Aussage
Das, was wir mit Texten mitteilen können, ist leider beschränkt. Würden wir alles aufschreiben, was ein Mensch bzw. ein Protagonist sieht, denkt, riecht, fühlt, hört, so würde dies den Rahmen sprengen. Daher müssen wir uns auf das Wesentliche beschränken und dieses Wesentliche so konkret wie möglich beschreiben, sprich einzelne konkrete Bilder benutzen statt einer vagen schwammigen Aussage.
Wie ist das gemeint? Ein kurzes Beispiel: Jens sparte Nerven, indem er seine Arbeitszeit verringerte.
Okay, das weckt irgendwie so gar keine Bilder vor dem inneren Auge. Werden wir konkret: Jens arbeitete nur noch bis 15 Uhr. Dadurch vermied er den Feierabendverkehr und konnte entspannt nach Hause fahren.
So gleiten wir nicht ins Abstrakte und der Leser weiß nun genau, was Jens tut.
Okay, das weckt irgendwie so gar keine Bilder vor dem inneren Auge. Werden wir konkret: Jens arbeitete nur noch bis 15 Uhr. Dadurch vermied er den Feierabendverkehr und konnte entspannt nach Hause fahren.
So gleiten wir nicht ins Abstrakte und der Leser weiß nun genau, was Jens tut.
2. Lass so viel wie möglich weg
Gerade wenn wir den Rohentwurf eilig herunterschreiben – etwa im NaNoWriMo – werden Szenen viel zu ausführlich und dadurch auch teilweise viel zu vage beschrieben. Ist dieser Satz nötig oder beschreibt er den gleichen Sachverhalt wie der davor, nur mit anderen Worten? Ist diese Szene wichtig, trägt sie zum Vorantreiben der Story bei? Es passiert auch, dass Gedanken oder Sachverhalte mehrmals im Roman erwähnt werden.Ist es wirklich nötig, noch einmal zu betonen, dass Tante Sally Angst vor Hunden hat? Wenn nein, streichen. Umständliches Herumgeschwafel nervt nur.
3. Bediene alle Sinne
Der Mensch ist zwar ein Augentier und das Sehen unser wichtigster Sinn, aber es macht Texte ungleich lebendiger, wenn auch die anderen Sinne angesprochen werden.
4. Lasse Füllwörter weg
Es gibt diese modifizierenden Wörter, die die Aussage zurücknehmen oder einschränken und nichts zur Bedeutung beitragen. In der gesprochenen Sprache werden sie häufig verwendet. Diese sollten so viel wie möglich weggelassen werden.
Beispiel: ziemlich, nämlich, eigentlich, vielleicht, …
Beispiel: ziemlich, nämlich, eigentlich, vielleicht, …
5. Benutze starke Verben
Viele machen den Fehler und benutzen schwache Verben, welches sie dann mit einem Adjektiv bzw. Adverb ausschmücken – tu das nicht! Statt „Sie ging schnell” schreibe „Sie hetzte, eilte …” was auch immer passt in der Situation. Such das Wort, das am besten beschreibt und gib dich nicht mit schwammigen Verben zufrieden.
6. Sei sparsam mit Adjektiven
Prüfe, ob du überhaupt Adjektive benötigst. Vielleicht kannst du deine Aussage ohne Adjektive ausdrücken. Zu viele Adjektive verwirren den Leser und lenken den Blick vom Wesentlichen ab.
7. Benutze kurze, einfache Wörter
Vermeide komplizierte Fachwörter,umständlich zusammengesetzte Wörter oder Fremdwörter, die keiner versteht.
Schau immer nach, wenn du in deinem Text auf lange, komplizierte Wörter stößt, ob du sie nicht einfacher ausdrücken kannst. Das verbessert enorm den Lesefluss.
Schau immer nach, wenn du in deinem Text auf lange, komplizierte Wörter stößt, ob du sie nicht einfacher ausdrücken kannst. Das verbessert enorm den Lesefluss.
8. Vermeide Floskeln
Die sind furchtbar langweilig, weil man sie schon bis zum Erbrechen gehört hat. Also beispielsweise: ein müdes Lächeln, ihm verging Hören und Sehen, die Nacht war noch jung, etc. Sei kreativ und denk dir was Neues, Frisches aus.
9. Benutze Aktiv statt Passiv
Besonders wenn eine Person handelt, macht es den Text lebendiger. Der Leser bekommt dadurch auch mehr Information, wenn es heißt: „Horst öffnete das Grab” statt „Das Grab wurde geöffnet”. Außerdem braucht das Gehirn einen Ticken länger, um die Passivkonstruktion für sich aufzuschlüsseln. Das stört den Lesefluss.
10. Benutze Synonyme – aber bewusst
Natürlich sind Wortwiederholungen zu vermeiden. Sie sollten entweder entfernt werden oder neue Ausdrücke für diese Worte verwendet werden. Doch Vorsicht! Es gibt kleine Bedeutungsunterschiede, manchmal nur in Nuancen. Du musst entscheiden, ob dieses neue Wort noch passt oder ob du lieber die Wortwiederholung zulässt. Zu verkrampft soll der Text nämlich auch nicht wirken. Manchmal gibt es nämlich einfach keine passenden Synonyme und nicht jede Umschreibung passt in die Geschichte. Neulich suchte ich wie verrückt nach einem Synonym für „Bett”, welches 3x hintereinander in meinem Text vorkam. Nein, „Koje”, „Schlafstätte”, „Ruheplatz” – das ging einfach nicht. Ich hab dann eines gestrichen und die beiden anderen gelassen.
11. Vermeide Nominalstil
Was ist das? Es werden zu viele Substantivierungen verwendet, z.B. „Durch das Hereinkommen des Mannes erschrak Mary.”. Ein furchtbarer Satz, der zusätzlich gestelzt wirkt. Nominalstil macht Texte unnötig kompliziert und hört sich nach Fachsprache an.
12. Vermeide negativ formulierte Aussagen
Ein prominentes Beispiel: Versuche bitte einmal NICHT an den rosa Elefanten zu denken. Du beschwörst da Bilder herauf, die du eigentlich vermeiden wolltest. Es verlangsamt zusätzlich den Lesefluss, denn das Gehirn muss erst einmal umständlich verstehen, was denn jetzt NICHT gewollt ist. Das geht langsamer als bei einer positiv formulierten Aussage.
13. Achte auf kurze Sätze
Bandwurmschachtelsätze kommen leider fast von ganz alleine. Beim Schreiben fällt uns noch dies und das ein, was gesagt werden muss, und das wird dann einfach an den Satz drangehängt. Achte beim Überarbeiten darauf, dass du allzu lange Sätze kürzt. Aus Kommas kann man manchmal Punkte machen. Achte darauf, dass deine Sätze keine komplizierten Einschübe haben. Natürlich heißt das nicht, dass nun alle Sätze nur aus drei Worten bestehen sollten. Eine gesunde Mischung ist angebracht. Achte auf den Sprachrhythmus: Actionszenen zeichnen sich meist durch kurze Sätze aus, geruhsame Szenen durch längere.
Regelbrüche sind erlaubt …
… aber erst, wenn man die Regeln kennt. Man muss sich sicher nicht sklavisch an all diese Vorgaben halten. Aber es bringt Texte in der Regel voran, wenn man sich dieser Regeln bewusst ist und sie mit Sinn und Verstand einsetzt.
Und zu guter Letzt ist es wie bei allem, Übung macht den Meister. Ein Schreibstil entwickelt sich, der fällt nicht über Nacht vom Himmel. Man muss nur daran arbeiten.