Das Dilemma mit den Testlesern oder wie finde ich geeignete Betaleser?

Das Dilemma mit den Testlesern oder wie finde ich geeignete Betaleser

Mein Artikel „Testleser – wo findet man sie und meine Erfahrungen dazu” ist einer der beliebtesten hier auf dem Blog.
Dies zeigt mir, dass das Interesse an dem Thema groß ist und der Bedarf nach Informationen auch.
Daher habe ich mich entschlossen, meine weiteren Erfahrungen mit Testlesern mit euch zu teilen – vielleicht ist es ja auch interessant, wie sich die Sicht der Dinge im Laufe der Zeit und mit mehr Erfahrung ändert 😉

Das Dilemma mit den Testlesern

Es ist wirklich schwierig für Autoren, die noch nichts veröffentlicht haben und keine Fanbase aufweisen, an geeignete Testleser heranzukommen.

Wie ich in meinem ersten Artikel schon schrieb, liegt da nichts näher, als sich an die eigene Familie bzw. an gute Freunde zu wenden.

Heute würde ich das nicht mehr tun beziehungsweise nur noch eingeschränkt.

Testleser aus der Familie / dem Freundeskreis – lieber die Finger davon lassen

Ich würde dir raten, dir lieber von Anfang an geeignete Testleser zu suchen. Außer in deiner Familie gibt es begeisterte Leser deines Genres, die idealerweise auch noch Ahnung vom Bücherschreiben haben. Doch das ist in der Regel nicht der Fall, also kann man die Familie gleich außen vorlassen.

Ich weiß, die Versuchung ist groß. Ich habe es schließlich auch gemacht. Und beim ersten Roman wird es vielleicht auch noch funktionieren, denn die Neugier ist groß auf den geistigen Erguss der Tochter/Nichte/Schwester etc. (ihr lieben männlichen Testleser-suchenden Autoren, ihr dürft euch auch angesprochen fühlen). Und auch die Motivation der Familie, dir zu helfen, ist hoch.

Und ja, du wirst Hilfreiches zu hören kriegen. Du wirst auch deinen Roman damit verbessern können. ABER: Es wird auch viel herumgemäkelt an Dingen, die einem Kenner deines Genres überhaupt nicht aufgefallen wären.

Zum Beispiel: Zwei meiner Testleser des Drachenbuches störten sich gewaltig an den Personen mit ihren ungewöhnlichen Namen, die im Buch vorkommen. Nur: In Fantasyromanen sind Fantasienamen völlig normal. Ein Eistroll, der Klaus heißt, käme etwas unglaubwürdig daher, oder? Trotzdem brachten die beiden Testleser mich gehörig durcheinander.

So gibt es noch andere Dinge, die einen Krimileser an einem Fantasybuch stören können, einen Leser aus dem Genre aber begeistern. Oder zumindest nicht negativ auffallen. Und selbst wenn dir das bewusst ist und du von vorneherein beschließt, gewisse Äußerungen deiner Testleser zu ignorieren, können sie dich trotzdem psychisch herunterziehen. So brauchte ich einen ganzen Tag, mich von der Kritik eines völlig genrefremden Familienmitglieds zu erholen, die den zweiten Band meines Drachenbuches als furchtbar langweilig, mit schrecklichen Namen und ständigen Kämpfen bezeichnete. Puuuuh, das tut überhaupt nicht gut, auch wenn du ganz genau weißt, dass es eben nicht stimmt!!!

Meiner Tochter und ihre Freundin (Genrekenner und im richtigen Alter) haben hingegen das Buch verschlungen und warten ungeduldig auf den dritten Band. Diese positiven Meinungen stehen dann gegenüber und lassen dich an dir selbst zweifeln. Wer hat denn nun recht?

Aber wir Menschen sind nun mal so, negative Kritik beschäftigt uns tagelang. Und trotz gegenteiliger Beweise bleibt ständig ein nagender Zweifel zurück, ob diese böse Kritik nicht doch ein Körnchen Wahrheit enthält. Positive Kritik und Lob nehmen wir stattdessen einfach hin. Klar freut es uns, aber tagelang darüber nachdenken und sich freuen tut doch kaum einer, oder? Dabei müssten wir lernen, unseren Fokus eher darauf zu legen! Aber das ist wieder eine andere Geschichte und gehört nicht hier hin.

Jetzt könntest du einwenden, die Tochter ist doch auch Familie. Stimmt. Aber von Kindern und Jugendlichen erwarte ich auch andere Kritik als von Erwachsenen. Und bei genrekompatiblen Familienmitgliedern kann man durchaus eine Ausnahme von der Regel machen – also die liebesromanverschlingende Cousine, die Literatur studiert zum Beispiel. Aber trotzdem würde ich die Familie nicht mehr als Testleser einsetzen, wenn es irgendwie anders geht. Und mit ein bisschen Bemühung und Aufwand geht es auch anders.

Okay, wenn also Familie/ Freunde nicht funktioniert, was mache ich dann?

Du hast noch nie veröffentlicht und suchst Testleser?

Dann hast du schwierige Karten. Denn in der Regel reißen sich die Leute nicht um Texte von unerfahrenen und ungeprüften Autoren.
Ich kann sie verstehen. Auch ich habe etliche Male testgelesen und sehr viele Manuskripte waren extrem verbesserungswürdig. Es macht keinen Spaß, einen Text zu lesen, der nicht einmal Absätze aufweist und bei dem die einfachsten Rechtschreib- und Kommaregeln missachtet werden.

Also sorge bitte dafür, dass dein Manuskript, wenn es deinen Computer verlässt, in dem bestmöglichsten Zustand ist, in den du es bringen kannst! Sonst bist du deine Testleser schneller wieder los, als du gucken kannst. Und gute Testleser sind ein Schatz, den man nicht verlieren sollte.

Was du für die Testleser vorbereiten solltest

Schreibe einen Klappentext zu deinem Buch. Kein Exposé! Deine Testleser sollen ja beurteilen können, ob die Geschichte spannend ist, und das geht nicht, wenn du ihnen schon den Schluss verrätst.
Teile den möglichen Testlesern das Genre und die Seitenanzahl mit. Sie sollen wissen, auf was sie sich einlassen.

Möglichkeiten, an geeignete Testleser zu kommen

Einige Methoden habe ich selbst angewandt, andere möchte ich noch ausprobieren. Du kannst selbst entscheiden, was für dich passt oder nicht.

  • Lass deine Familienmitglieder/ deine Freunde ihre Freunde fragen. Also Leute, die du nicht kennst. Wenn du nicht persönlich mit ihnen zu tun hast, fallen all die Nachteile weg, die Familie und Freunde haben. Aber sie müssen das Genre gerne lesen! Dies ist die einfachste Offline-Variante, wo bestimmt jeder jemand Geeignetes finden sollte. Aber erwarte nicht zu viel von dieser Art Testleser. Sie werden dir nicht die Arbeit eines Lektors abnehmen, sondern dir sagen, was ihnen gefällt und was nicht. Tipps zum Umgang mit Testlesern findest du hier.
  • Bist du in den sozialen Netzwerken aktiv, so könntest du dich an geeignete Gruppen oder Seiten, zum Beispiel auf Facebook, wenden.
    Ich bin zum Beispiel in dieser Gruppe Vom Schreiben leben aktiv und habe dort zwei tolle Testleserinnen gefunden, obwohl diese Gruppe eigentlich nicht dazu gedacht ist, Testleser zu rekrutieren. Trotzdem hat diese Gruppe für mich den Vorteil, dass die Leute dort in der Regel selbst gerne schreiben und eine gewisse Ahnung vom Schreibhandwerk haben. Eine Mischung aus Autor und Leser ist ideal!
    Du könntest es auch in spezielleren Gruppen versuchen, z.B. diese hier. Ich habe schon Positives, aber auch Negatives über diese Art Gruppen gehört, doch für einige muss es wohl gut funktionieren. Scrolle mal in den Kommentaren hinunter, ob du irgendetwas Negatives liest, z.B. dass die Autoren den Testlesern vorwerfen, nur gratis Geschichten lesen zu wollen oder dass sie sich nicht mehr melden oder was auch immer.
    Auch Buchgruppen könnten Erfolg versprechen. Es ist allerdings wichtig, dass du deine Zielgruppe kennst und entsprechend deinem Genre aussuchst! Und formuliere deine Anfrage höflich und freundlich. Vielleicht findest du sogar schon einen Blogger, der eine Rezension schreiben möchte.
  • Hast du schon eine gewisse Followerzahl auf Facebook oder sonstwo, könnte es sich lohnen, einen Aufruf zu starten.

Generell zu sozialen Netzwerken: Hier wäre ich auf jeden Fall vorsichtig. Du weißt nicht, wer da am anderen Ende des Netzes sitzt. Verschicke nicht gleich dein ganzes Manuskript, sondern erst einmal 1-2 Kapitel. Dann siehst du schon, wer dranbleibt und wer nicht. Denn nichts ist ärgerlicher, wenn Leute nur deine Geschichte abstauben und sich nicht mehr melden.
Und die ganz Vorsichtigen unter uns können ihr Manuskript schon einmal bei BoD (Books on Demand) oder kdp (Kindle direct publishing) oder wo auch immer als Entwurf speichern, sodass du nachweisen kannst, dass du der Urheber bist. Ich habe einmal eine nicht repräsentative Umfrage gestartet, ob es schon vorkam, dass Texte geklaut und ins Internet gestellt wurden. Das war bei der kleinen Gruppe nicht der Fall, aber Ideen wurden schon geklaut und verwendet. Auch das ist extrem ärgerlich.

  • Kennst du andere Autoren in deinem Genre? Frage sie doch mal nach ihren Testlesern. Vielleicht können sie dir jemand geeigneten vermitteln.
  • Schau dich mal bei Lovelybooks um. Dort gibt es bestimmt viele Leute, die in deinem Genre Rezensionen schreiben. Das sind Vielleser, bei denen du gute Chancen hast, dass sie auch dein unveröffentlichtes Manuskript unter die Lupe nehmen. Trau dich und frag höflich nach.

Zusatztipp: Es gibt auch noch die Möglichkeit, dein Buch bei Youtube reinzustellen. Natürlich ist es dann erstmal „verschwendet”, denn einem Verlag kannst du es nicht mehr anbieten. Aber die Möglichkeit, sich eine Fanbase aufzubauen, Klicks zu generieren und so bekannter zu werden, möchte ich doch auch erwähnen. Und da du ja auf Kritik aus bist – die wirst du auf jeden Fall bekommen. Die Leute schreiben in den Kommentaren meist ohne Blatt vor dem Mund, was ihnen gefällt und was nicht. Daraus könntest du für dein nächstes Projekt lernen.

Bestimmt findest du auf diese Weise den einen oder anderen geeigneten Testleser. Hast du erstmal ein gewisses Netzwerk aufgebaut, geht es immer leichter.
Und beachte bitte, ein Testleser ersetzt kein professionelles Lektorat. Testleser möchten nur eine schöne Geschichte lesen und erklären sich bereit, ihre Meinung dazu zu äußern. Immerhin arbeiten sie gratis.

Wo findest du deine Testleser? Hast du noch einen Tipp für uns?

Gib deinen Namen und deine Email-Adresse an. Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht!. Name and Email fields are required