Infodump bei Fantasy-Romanen

Infodump bei Fantasy-Romanen

Infodump bei Fantasy-Romanen

Unter Infodump versteht man das Heranklatschen von unnötigen Informationen an den Leser. Wer sich in das Thema näher vertiefen möchte, findet hier einen ausführlichen Beitrag, wie Infodump ganz allgemein zu vermeiden ist.
Und Fantasy-Romanschreibern wird leider ganz besonders oft vorgeworfen, zu viel Infodump zu betreiben.
Warum ist das so? Nun, das Setting ist meist ziemlich speziell, selbst wenn es häufig an das europäische Mittelalter angelehnt ist. Gerade zu Beginn einer Geschichte müssen Informationen gegeben werden, damit der Leser nicht vor Verwirrung aus der Geschichte aussteigt. Das ist einfach so.
Wie schafft ein Fantasy-Schreiber es nun, dass seine Geschichte nicht in dumpfen Infodump ausartet, sondern spannend und kurzweilig ist?
Damit wollen wir uns heute beschäftigen.

 

Hintergrundinformationen sind nicht immer Infodump

Das sollte man nicht verwechseln. Denn gerade bei Fantasy lässt sich streiten, ob und welche Informationen unnötig sind. Immerhin haben die Leser dieses Genre bewusst gewählt, um sich in fremde Welten entführen zu lassen.
Sie wissen also, dass sie längere Erklärungen zu erwarten haben.

 

Kurzes Beispiel hierzu:

Jeder weiß, um was für ein Tier es sich handelt, wenn ich „Pferd” schreibe. Aber ein sechsbeiniges „Gauron” aus der Bergwelt von Antaros? Was ist das?
An dieser Stelle benötigt der Leser zumindest die Erklärung, dass es sich um ein Reittier handelt. Und wenn man die Erklärung in Handlung einbettet, ist es eigentlich kein Infodump mehr, sondern das Einfließen von wichtigen Hintergrundinformationen. Also etwa:
„Sie warf den Sattel auf das Gauron, zurrte den Gurt fest und tippte an das mittlere der drei rechten Beine. Das Gauron streckte das Bein aus, sodass sie bequem aufsteigen konnte.”
Also: Diese Tiere sind zahm, man kann sie mit einem Sattel reiten, ihnen gewisse Dinge beibringen und sie sind relativ groß, weil man ohne Aufstiegshilfe nicht hochkommt. Das alles erfahren wir ohne große Erklärungen. Wer rechnen kann, weiß dann auch, dass sie vermutlich sechsbeinig sind. Ist das jetzt Infodump?
Nein, eigentlich nicht. Es könnte aber zum Infodump werden, wenn zwei Absätze später das nächste „außergewöhnliche” Tier auftaucht. Und dann das übernächste. Wenn die Gaurons eine wichtige Rolle in der Fantasy-Welt spielen, sollte man sie einführen, aber wenn es dort von seltsamen Tieren nur so wimmelt, rückt das Gauron in den Hintergrund und das Buch liest sich eher wie ein Zooführer.

 

Infodump in Fantasy-Romanen vermeiden

Zu viel Hintergrundwissen kann also gründlich nerven. Was sollte man tun?
Hier einige Tipps querbeet, um Infodump speziell im Fantasy-Genre zu vermeiden.
  • Vermeide es, mit langen Beschreibungen in deinen Roman einzusteigen. Stelle Handlung in den Vordergrund – dies gilt eigentlich für alle Romane, nicht nur für Fantasy. Aber verwechsele nicht Handlung mit Kampfszenen. Diese Anfänge hängen inzwischen vielen schon zum Hals heraus. Anfänge sind dazu da, die Figur kennenzulernen. Wenn allerdings zwei dem Leser noch unbekannte Figuren aufeinander einprügeln, so ziehen sich die meisten Leser emotional eher zurück. Wieso sollten sie mitfiebern, lieber drehen sie sich um und halten sich heraus. Kämpfe und Actionszenen werden erst dann interessant, wenn man die Figuren kennt. Dann ist man emotional eingebunden, die Fallhöhe ist größer, es geht um etwas und man weiß, wenn der Prota da jetzt nicht heil rauskommt, dann …
  • Mit hunderterlei fremdartigen Namen, einem hochkomplizierten politischen System, einem schwierigen Magiesystem und möglichst vielen fremden Spezies machst du dir meist nicht viele Fans, sondern erhöhst deinen Erklärungsbedarf. Beschränke dich besser auf das Nötigste, so verhinderst du von vorneherein unnötigen Infodump. Klar, auf alles kann man nicht verzichten, daher mein Tipp: Vielleicht würde sich das Zeichnen einer Karte, eine Personenliste und ein Glossar lohnen, um es dem Leser so einfach wie möglich zu machen.
  • Relativ praktisch ist es, wenn deine Protagonistin nicht aus der Fantasy-Welt stammt. So kannst du den Leser zusammen mit ihr die Welt entdecken lassen und ihn ganz allmählich in die Besonderheiten des Magiesystems, der politischen Gegebenheiten etc. einführen. Ein Beispiel wäre hier Harry Potter, der unter Muggeln (also Nicht-Zauberern) lebt, bis er in Hogwarts aufgenommen und das Leben unter Zauberern kennenlernt.
  • Alternativ, wenn deine Hauptfigur aus irgendeinem Grund aus der Fantasy-Welt stammen soll, könntest du einen Fremden hinzunehmen, der die Welt eben noch nicht kennt. So bringt er deine Hauptfigur dazu, ihre eigene Welt mit neuen Augen zu sehen und sie dem Fremden allmählich zu erklären. Keine Frage, das muss natürlich in den Plot passen und funktioniert nicht in jedem Fall.
Was also tun, wenn der Held in der Fantasy-Welt aufgewachsen ist und bestens Bescheid weiß? Er hat keinen Grund, sich über seine Welt Fragen zu stellen, so dass erklärende Dialoge, wie sie zwischen Harry Potter und Hagrid stattfinden, unnatürlich wirken.
  • Überlege, ob ein pseudo-mittelalterliches Setting für deine Geschichte infrage kommt. So könnte der Leser mit seinem Hintergrundwissen dort anknüpfen und viele Erklärungen erübrigen sich. Sehr außergewöhnliche Settings benötigen naturgemäß mehr Erläuterung.
  • Über kurze eingebaute Geschichten, Märchen oder Sagen lässt sich auch viel Info geschickt verpacken und an den Leser bringen, ohne dass es langweilig oder künstlich wirkt.
  • Humor kommt immer gut an. Deshalb könntest du lustige Anekdoten einbauen, um ein paar Erklärungen loszuwerden. Bringst du den Leser zum Lachen, ist Infodump gar nicht langweilig und so gesehen eigentlich gar kein Infodump.
  • Wenn es passt, dann baue Kinder als Nebenfiguren ein. Kinder entdecken ihre Welt erst, sodass sich Hintergrundwissen auf diese Weise vermitteln lässt. Aber Vorsicht. Das oder die Kinder sollten eine tragende Rolle spielen und nicht nur als Mittel dienen, Infodump an den Leser zu bringen.
  • Allgemein gilt auch hier, dem Leser das Mitdenken zutrauen. Ich muss nicht das Münzsystem oder eine andere Jahreszeiteneinteilung lang und breit ausführen. Im Laufe der Geschichte wird der Leser das schon mitkriegen (und falls er es dann immer noch nicht kapiert hat, ist es auch nicht schlimm, weil solche Kleinigkeiten nicht plotrelevant sind).
  • Manchmal wird man um Erklärungen nicht herumkommen. Aber man kann sie möglichst spannend verpacken. Also beispielsweise Erinnerungen des Protagonisten beim Betrachten eines Gemäldes. Oder eine Wahrsagerin mit Kristallkugel, die Vergangenes mit der Zukunft verknüpft. Da gibt es viele Möglichkeiten, strenge deine Fantasie an.
So, das waren jetzt meine Tipps, wie du dem Infodump in deiner Fantasy-Geschichte den Kampf ansagen kannst. Falls du noch ein paar andere Ideen hast, gerne her damit in die Kommentare.

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