Eine Buchserie schreiben – hey, warum eigentlich nicht

Eine Buchserie schreiben - hey, warum eigentlich nicht

Da ich gerade am dritten Teil meiner Drachenland-Saga arbeite (”Die versteinerte Frau”), macht es Sinn, dass ich mir mal Gedanken über das Schreiben von Reihen mache.
Und je mehr ich mich mit dem Schreiben einer Buchserie beschäftige, stelle ich fest, dass es darüber ganz schön viel zu sagen gibt. Daher teile ich diesen Artikel in zwei Teile, damit es nicht zu viel auf einmal ist.

Versuchen sich Schreibanfänger gerne in Mehrteilern?

Das ist jetzt eine ernstgemeinte Frage von mir. Manchmal habe ich das Gefühl – aber das ist sehr subjektiv -, dass gerade Schreibanfänger gerne Reihen und Serien schreiben, besonders, wenn sie im Fantasy-Genre unterwegs sind. So wie ich damals angefangen habe. Bei mir war das allerdings eher ungeplant, dass es drei Bände werden sollten. Es hat sich eben so ergeben.

Viele scheinen aber von Anfang an eine so großformatige Geschichte im Kopf zu haben, dass sie gar nicht anders können, als mehrere Bände zu planen. Wahrscheinlich schleppen Schreibanfänger ihre Ideen jahrelang mit sich herum, hegen und pflegen sie, bis ein richtiger Brocken entstanden ist, der dann irgendwann herausmuss – als Mehrteiler.

Warum Autoren Mehrteiler schreiben

Grund 1: Der Roman ist fertig. Und jetzt? Die liebgewonnenen Figuren loszulassen, fällt nicht nur Lesern schwer, sondern auch Autoren. Was also liegt näher, sich zu überlegen, wie es weitergehen könnte? Könnten eventuell noch ein paar offene Handlungsstränge gefunden und zu einer weiteren Geschichte ausgebaut werden?
Es könnte auch sein, dass deine Leser so begeistert von der Geschichte sind, dass sie dich gleichsam anflehen, weiterzumachen. Ein schöner Grund, sich hinzusetzen und weiterzuschreiben.

Grund 2: Deine Geschichte ist so umfangreich, dass du sie von vorneherein als Mehrteiler konzipierst. Das ist natürlich der beste Fall, denn so hast du die Möglichkeit, Hinweise einzubauen, einen übergreifenden Spannungsbogen zu überlegen und die Entwicklung der Charaktere über die verschiedenen Bände zu planen.

Buchserien bzw. Mehrteiler

Es gibt verschiedene Arten, einzelne Bücher miteinander zu verbinden.

Eine Buchserie bzw. Mehrteiler sind mehrere Bücher einer fortlaufenden Geschichte, die in der richtigen Reihenfolge gelesen werden müssen, da die Handlung aufeinander aufbaut.
Beispiel: Harry Potter
Es kann auch sein, dass die Geschichte einfach zu lang war und deshalb an geeigneten Stellen in einzelne Bände aufgeteilt wurde.
Beispiel: Herr der Ringe
Daher können die einzelnen Bände in sich abgeschlossen sein, müssen es aber nicht. Verlage allerdings bevorzugen abgeschlossene Enden für jeden einzelnen Band. Sollte sich der erste nicht gut verkaufen, wird der zweite erst gar nicht verlegt.
Meist zieht sich ein Handlungsstrang übergreifend über die gesamte Buchserie, sodass am Ende jedes in sich abgeschlossenen Bandes noch gewisse Konflikte offenbleiben, die dann in der Fortsetzung aufgegriffen werden. Auch Cliffhanger sind ein beliebtes Mittel, um auf den nächsten Band neugierig zu machen.
Meist dreht sich eine Buchserie um die gleichen Charaktere, deren Entwicklung der Leser über die gesamte Serie hinweg verfolgen kann.

Buchreihen

Es gibt Krimi-Reihen, deren Held oder Heldin in jedem Band ein neues Abenteuer besteht. Die einzelnen Fälle sind in diesem Fall unabhängig voneinander zu lesen und Verweise auf frühere Abenteuer gibt es selten. Eine Entwicklung des Helden findet nicht statt, er geht aus jedem Abenteuer wie vorher heraus.
Beispiel: Sherlock Holmes
Der Vorteil bei diesen Buchreihen ist, dass man quasi mit jedem Band einsteigen kann.
Eine andere Möglichkeit für Buchreihen sind gleiche Settings, beispielsweise eine bestimmte Stadt oder Gegend, wo aber verschiedene Hauptfiguren ihre Abenteuer erleben. Diese Figuren können sich kennen, sich begegnen und trotzdem unabhängig voneinander Geschichten erleben. Dies macht den Reiz für den Leser aus: Sie haben schon den Band YX um Protagonistin Ella gelesen, aber Band YZ dreht sich um deren Freundin Rita. Ella spielt jetzt nur noch eine Nebenrolle, aber hey, wir kennen sie doch! Das erzeugt gleich vertraute Gefühle.

Bei solchen Buchreihen findet in der Regel eine Entwicklung der Protagonisten statt, im Gegensatz zu den obengenannten Krimi-Reihen. Cliffhanger gibt es hier in der Regel nicht, denn die einzelnen Geschichten sind in der Regel abgeschlossen. Der Leser kann dem Inhalt problemlos folgen, ohne die anderen Bände zu kennen.

Hier soll es aber um Buchserien gehen

Meine Drachenland-Saga ist eindeutig eine Buchserie. Zwar habe ich mich bemüht, die einzelnen Bände weitgehend unabhängig voneinander zu schreiben, aber es bereitet doch mehr Lesevergnügen, wenn man die Bücher in der richtigen Reihenfolge liest. Es gibt hier und da Andeutungen und Hinweise auf frühere Geschehnisse, und das ganze Setting versteht man besser, wenn man sich von Anfang an mit der Welt vertraut macht.
Also: Was sind denn die Nach- und die Vorteile von Serien?

Nachteile einer Buchserie

Serien, die aufeinander aufbauen und möglichst chronologisch gelesen werden sollten, verlieren leider mit jeder Folge Leser. Das ist einfach so, völlig egal, ob die Geschichte super ist oder nicht. Es soll tatsächlich Leute gegeben haben, die NICHT alle Folgen von Harry Potter oder Game of Thrones gelesen bzw. geguckt haben.
Verlage setzen sich oft nicht dem Risiko aus, den ersten Band eines Debütromans zu veröffentlichen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass dieser floppt, ist leider doch sehr hoch. Und selbst bei etablierten Autoren halten sie sich die Möglichkeit offen, die zweite Folge abzulehnen, wenn die erste sich nicht gut verkauft. Es ist eben ein knallhartes Geschäft.
Allerdings relativiert sich dieser Nachteil im Zeitalter der Ebooks und Print-on-Demands. Ein Ebook kostet eben nicht so viel wie eine Printausgabe. Daher kommen Buchserien gerade so richtig in Mode, man sieht es ja auch im Fernsehen (”Game of Thrones” oder „The Sopranos”)

Vorteile einer Buchserie

Das, was den Nachteil von Serien ausmacht, ist gleichzeitig auch ihr größter Vorteil. Hat die Leserin einmal Feuer gefangen, so wird sie sich hundertprozentig wie eine Süchtige alle Bände dieser Serie kaufen. Es kommt nicht in Frage, einen auszulassen (es sei denn, der Autor schreibt von Band zu Band schlechter). Gerade, wenn das Buch als Ebook erhältlich ist, ist es so einfach, die nächsten Bände zu kaufen!

Außerdem, wer vielleicht zufällig auf Band 3 stößt und interessiert ist, wird möglicherweise Band 1 und 2 kaufen. Jeder Band kreiert Aufmerksamkeit und führt zu Kaufinteresse. Je mehr Bücher, desto besser.
Denn die interessierte Lesern braucht nur mittels Mausklick zu bestellen und versinkt kurze Zeit später im Lesevergnügen. Das Problem, dass gerade der Band, den man noch nicht gelesen hat, in der Buchhandlung nicht vorrätig ist und erst aufwändig bestellt werden muss, gibt es bei Ebooks nicht mehr.

Trifft ein Band dazwischen einmal nicht den Geschmack des Fans, ist das nicht so tragisch. In den meisten Fällen wird er trotzdem weiterlesen, denn der hat schon viel Gefühl in die Charaktere investiert. Bei einem Einzelbuch kann im schlimmsten Fall ein nicht so gutes Buch dazu führen, dass der Autor den Leser komplett verliert.

Warnung an Schreibanfänger 🙂

Eine Buchserie weist komplexe Spannungsbögen, Handlungsbögen und verzwickte Plottwists auf. Ganz zu schweigen von der Vielzahl an Charakteren, Plotsträngen etc. Mit anderen Worten, so eine Serie ist ganz schön anspruchsvoll.
Wenn du die Wahl hast, schreib lieber zuerst einen überschaubaren Einzelroman. An ihm kannst du Dinge wie Charakterentwicklung, Spannungsaufbau, Perspektive, fetzige Dialoge und all die anderen Punkte üben, was die technische Seite des Schreibhandwerks betreffen. Denn der erste Roman, das zeigt die Erfahrung, bedarf meist einer mehr als mehrfachen Überarbeitung. Und das ist an einem Buch viel leichter als an einem mehrbändigen Epos.
Sicher liest man von Debütautoren, die sofort mit ihrem Werk – womöglich noch der erste Band einer Serie, z.B. Mrs Rowling mit ihrem Harry Potter – einen Bestseller landen. Diesen wenigen stehen aber Hunderttausende gegenüber (von denen man nichts hört), die sich völlig verzetteln mit ihren komplizierten Aufbauten.

Meine Erfahrung mit einer Buchserie

Mir ging es auch so. Ich hatte eine geniale Idee für ein mehrbändiges Fantasy-Epos im Kopf. Aber ich hab mich so verwurschtelt, dass dieser Roman bis heute in der Schublade liegt. Meine Protagonistin hatte keine vernünftige Entwicklung, es kamen immer neue Personen dazu, die neue Handlungsstränge eröffneten, sodass das Werk immer umfangreicher wurde und die Motive der Hauptfiguren waren nicht so ganz klar. Alles in allem eine Katastrophe.
Dennoch werde ich die Idee irgendwann wieder aufgreifen. Wenn ich mich gut genug gerüstet fühle und irgendwann Lust habe, viel viel Zeit in so ein Machwerk zu investieren.

Tröste dich – es gibt auch „einfache” Buchserien

Deshalb, falls du dein erstes Buch schreibst und gleich eine Buchserie planst, würde ich dir raten, wenn schon kein Einzelroman, dann halte deine Serie so einfach wie möglich.
Mit einfach meine ich jetzt aber nicht anspruchslos, langweilig und vorhersehbar, sondern technisch einfach
So, wie meine Drachenland-Saga zum Beispiel. Die Geschichten sind weitgehend in sich abgeschlossen, die Anzahl der Hauptfiguren ist überschaubar und der Point-of-View-Charakter ist immer derselbe. Der erste Band hätte wunderbar so stehenbleiben können. Aber als die Kinder weitere Abenteuer verlangten, erdachte ich mir mit den gleichen Hauptfiguren einfach ein weiteres Abenteuer. Wunderbar. Es hat ein bisschen etwas von einer Krimireihe —> ein neuer Fall für die Kinder, aber gleichzeitig wollte ich, dass meine Charaktere weitere Entwicklungen durchmachen, was ja in Krimis nicht immer der Fall ist.

Wie man so etwas machen kann, darauf gehe ich im nächsten Teil ein.

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