So oder ähnlich könnte man eine Szene in einem Film drehen. Mit dem ersten Satz gelänge das nicht. Anschaulich schreiben ist unheimlich wichtig, um die Vorstellungskraft der Leserin anzukurbeln.
Vermeide Oberbegriffe
Werde konkret. Benutze treffende Wörter statt schwammige Oberbegriffe. Das hat den Vorteil, dass die Leser nicht groß überlegen müssen, was genau gemeint ist.
Oberbegriff versus konkretes Wort
Auto: Rostlaube, Familienkutsche, Flitzer, …
Lecker: fruchtig, scharf, zerging auf der Zunge, pikant, …
Hund: Pinscher, Schäferhund, Dackel, …
Kleidung: Rock, Hose, Bluse, …
Baum: Tanne, Buche, Weide, …
Gehen: schlurfen, rennen, traben, ….
In dem Buch „Deutsch für Profis“ von Wolf Schneider sagt er: «Hühner höre ich noch gackern, Geflügel nicht mehr.»
Anschaulich schreiben heißt Allerweltswörter vermeiden
Du kannst auch ein eigenes Wörterbuch anlegen – mit interessanten Wörtern oder auch ganzen Formulierungen, die dir gefallen. Hier habe ich darüber geschrieben, wie ich es seit Neuestem mache. Und ich finde, der eigene Wortschatz erweitert sich enorm.
Anschaulich schreiben heißt Floskeln und ausgediente Metaphern vermeiden
Solche Ausdrücke müssen unbedingt bei der Überarbeitung korrigiert werden. Sonst schlafen deine Leser langsam ein. Doch worauf kommt es an?
Aber Achtung, manchmal muss man zum anschaulich schreiben die eine oder andere gängige Floskel stehenlassen. Sonst erreicht man das Gegenteil eines lebendigen Textes, nämlich dass er anstrengend zu lesen ist und den Leser verschreckt.
Anschaulich schreiben heißt originelle Bilder zu benutzen
Na, ist das nicht ein kräftiges Bild? Natürlich kann man solche Bilder nicht in jedem Satz unterbringen. Hier und da aber eingeflochten, entstehen wunderbar ausdrucksstarke Texte.
Anschaulich schreiben heißt Adjektive streichen
Und, ist es wichtig, dass der Tisch weiß ist? Wahrscheinlich nicht. Der zweite Satz ist kurz und knackig.
Anschaulich schreiben heißt, nicht zu schwafeln
Hier habe ich bereits die Nebensätze gestrichen. Das hier „denn sie könnten ihn sowieso nicht fangen”, ergibt sich aus dem Kontext und kann weggelassen werden. Und aus dem Rest wurden zwei Sätze statt ein langer.
Verzichte auf Pleonasmen, Tautologien und Füllwörter
Füllwörter sind das, was es heißt. Sie blähen einen Satz auf. Füllwörter sind zum Beispiel auch, immer, noch, eigentlich, irgendwie, wirklich, ziemlich und so weiter. Die allermeisten können weg, die übrigen dosiert man sparsam. In gesprochener Rede wirken sie noch einigermaßen natürlich, aber im eigentlichen Text müssen sie gemieden werden.
Anschaulich schreiben heißt aktiv schreiben
Wo immer es geht und Sinn macht (vorsichtig, nicht immer macht es Sinn), sollte der Satz im Aktiv stehen.
Nutze kürzere Wörter
Allerdings: Manchmal trifft einfach das längere Wort besser. Dann sollte es auch den Vorrang haben.
Zusammenfassung:
- Oberbegriffe vermeiden
- Allerweltswörter vermeiden
- Floskeln und ausgelutschte Metaphern vermeiden
- Originelle Bilder benutzen
- Adjektive vermeiden
- Nicht schwafeln, kurze Sätze benutzen
- Pleonasmen, Tautologien und Füllwörter vermeiden
- Im Aktiv schreiben
- Kurze Wörter bevorzugen