Vor zwei Wochen schrieb ich über Schreibblockaden, die angeblich vom Himmel fallen und Autoren heimtückischerweise lähmen.
Aber: Eine Schreibblockade ohne Grund gibt es nicht!
Es hat immer eine Ursache, wenn du deiner Leidenschaft, dem Schreiben, nicht nachgehen willst oder kannst (dass es deine Leidenschaft ist, ist hiermit vorausgesetzt).
Manchmal jedoch kann man gar nicht genau benennen, was einen denn jetzt blockiert.
Deswegen möchte ich dir noch einen Impuls geben, woran es liegen könnte, dass deine Geschichte nur schleppend vorangeht, du dich vielleicht an den Computer quälen musst und irgendwie nicht die Motivation hast, die du gerne hättest.
Eine Geschichte, die dich vom Hocker reißt
Möglicherweise hast du nämlich noch nicht die eine Geschichte gefunden. Eine Geschichte, die dich über die Maßen begeistert, sodass du tage- und nächtelang durchschreibst. Dass du dich in Gedanken immer wieder mit ihr befasst, selbst in der Straßenbahn und unter der Dusche. Die eine Geschichte, die dich nicht mehr loslässt.
Wie erkenne ich solche kostbaren Ideen?
Wenn du schon jahrelang über eine Geschichte grübelst, dann muss da was dran sein. Jahrelange Beschäftigung mit einem Thema ist ein sicheres Zeichen, dass du deine Geschichte gefunden hast und deine Schreibunlust möglicherweise an etwas anderem liegt. Vielleicht beherrschst du das Handwerk noch nicht richtig und bist deswegen frustriert? Vielleicht kriegst du es einfach nicht hin, die Geschichte so aufzuschreiben, wie sie in deinem Kopf ist?
Es ist ganz normal, dass Menschen, die zum ersten Mal schreiben, noch nicht die Professionalität haben wie jemand, der das schon jahrelang tut. Wenn du aber eine wirklich gute Geschichte hast, dann wirst du sie vielleicht irgendwann neu schreiben, wenn du erfahren genug bist.
Eine kostbare Idee erkennst du aber auch daran, dass du sie wirklich zu Ende denkst. Wenn du an den Punkt gerätst, an dem du zu früheren Zeiten deinen Text in die Ecke geworfen und eine neue Geschichte begonnen hättest – also wenn die erste überschwängliche Euphorie nachlässt – wirst du die Zähne zusammenbeißen und durchhalten. Weil du von deiner Geschichte und von deinen Charakteren überzeugt bist.
Es ist ein bisschen wie beim Lesen einer spannenden Geschichte. Du fieberst mit den Figuren mit und willst wissen, wie es weitergeht. Und ja, das kann dir auch beim Schreiben passieren, obwohl du normalerweise schon das Ende kennst. Denn aufgeschrieben wirkt eine Geschichte plötzlich ganz anders als im Kopf! Auch beim Schreiben kann man wie beim Lesen in so einen Flow geraten. Wenn das passiert, weißt du, dass deine Geschichte gut ist. Dann überwindest du normalerweise auch Durststrecken spielend.
Daran erkennst du eine wirklich kostbare Idee.
Wirklich gute Ideen sind nicht leicht zu finden
Die meisten von uns Schreibenden haben sehr, sehr viele Ideen und Bruchteile von Geschichten im Kopf. Aber nur wenige sind wirklich geeignet, zu einer mitreißenden Geschichte ausgebaut zu werden.
Ich selbst habe so ein paar Kostbarkeiten in meinem Ideenzoo, aber ich kann sie an einer Hand abzählen. Gute, einen ganzen Roman tragende Ideen sind wirklich rar, zumindest bei mir. Ich will niemandem etwas unterstellen. Vielleicht bin ich tatsächlich die einzige Schriftstellerin, der es nicht so leichtfällt, an gute Ideen zu kommen.
Nochmal: Mit guten Ideen meine ich solche, die geeignet sind, einen ganzen Roman auszufüllen. Keine Fragmente, Bruchstücke, irgendwelche genialen Szenen oder Charaktere, sondern eine originelle „Meta”-Idee.
Und weil meine wenigen guten Ideen so kostbar sind, hege und pflege ich sie, manche schon seit Jahren. Sie warten geduldig darauf, dass sie dran sind, und wenn es soweit ist, weiß ich genau, dass sie auch zu Ende geschrieben werden. Da werden mich auch aufkommende Zweifel – die jeder Schriftsteller irgendwann bekommt – nicht davon abhalten.
Manchmal hilft eben Disziplin auch nicht weiter
Selbstdisziplin ist wichtig, keine Frage. Ich muss mich auch immer wieder von neuem aufraffen und das ist manchmal ganz schön schwer. Aber wenn die Lust an einem Projekt verlorengeht, wenn man sich wirklich nur quält und die Motivation abhanden gekommen ist, könnte es daran liegen, dass die Idee nicht gut genug war.
Das ist natürlich bitter, wenn man schon etliche Seiten geschrieben hat. Vielleicht schaffst du es, dich aus der Sackgasse wieder herauszumanövrieren, wenn du intensiv brainstormst und die Handlung noch herumreißen kannst. Vielleicht aber auch nicht.
Ein Beispiel von mir: Ich habe schon 30000 Wörter entnervt zur Seite geschmissen, weil ich erkannt habe, dass die Idee der Geschichte zwar gut war, es aber kein befriedigendes Ende gibt. In dem Sinne, dass der Leser das Buch am Ende zusammenklappen und sagen würde: „Boah, was für ein tolles Ende einer tollen Geschichte!” Zumindest ist mir bisher keines eingefallen und ohne ein geniales Ende macht kein Roman einen Sinn. Die Idee war also nicht zu Ende gedacht.
Prüfe deine Ideen, bevor du mit dem Schreiben anfängst
Als Anfänger will man natürlich sofort loslegen. Man hat eine tolle Idee und kann es kaum abwarten, mit dem Schreiben zu beginnen.
Hm. Das ist schwierig. Aus meiner heutigen Warte heraus würde ich dir dringend raten, warte mal, stopp, überprüfe erst einmal, ob deine Idee bis zum Schluss ausgereift ist. Ob du dich monatelang damit beschäftigen willst. Überlege dir, ob die Idee deine Anfangseuphorie aller Voraussicht nach überstehen wird oder nicht.
Und antworte ehrlich! Du kennst dich selbst am besten!
Im Idealfall plottest du die Idee durch oder legst zumindest die Eckpunkte fest. Damit stellst du immerhin fest, ob die Idee einen ganzen Roman trägt oder nicht. Außerdem gibt dir die Beschäftigung mit der Ausarbeitung deiner Geschichte einen Hinweis darauf, ob sie dich so lange begeistern wird, dass du auch die eigentliche Schreibphase locker durchstehen wirst. Denn wenn du schon beim Plotten die grundsätzliche Lust verlierst, scheint es nicht die eine kostbare Idee zu sein.
Aber ich weiß auch, dass die meisten das nicht machen werden. Zu groß ist die Begeisterung am Anfang. Und ja, ich habe am Anfang meiner Schreibkarriere auch wild drauflos geschrieben. Siehe oben.
Gibt es eigentlich irgendjemanden, der noch nie eine Geschichte abgebrochen hat?
Ich glaube nicht.
Und ist das schlimm? Wenn es nicht zur Regel wird – nein. Ich denke, da muss jeder durch. Es ist ein Lernprozess. Manche Sachen kann man auch nur verstehen, wenn man sie selbst durchgemacht hat. Wie soll man denn auch zu Beginn wissen, welche Ideen die Leidenschaft am Brennen halten und welche nur ein Strohfeuer sind? Selbst wenn man sich bemüht hat, die Idee auszuarbeiten – auch plotten will gelernt sein. Manchmal treten einfach Schwierigkeiten auf. Das ist normal.
Wahrscheinlich gibt es keine Abkürzung. Allerdings muss man den Weg auch nicht unnötig verlängern und verzögern, deshalb gibt es Schreibblogs wie diesen hier ;-), wo Erfahrungen weitergegeben werden.
Wie finde ich eine Idee, die mich mitreißt und begeistert?
Manchmal springen einen die Ideen regelrecht an, aber bei mir ist das selten. Ich muss mich hinsetzen und aktiv nachdenken. Ich empfinde das immer als sehr anstrengend, weil es volle Konzentration erfordert.
Ich fürchte, da muss jeder selbst seine bewährte Methode entwickeln, um an tolle Ideen zu kommen. Jeder ist individuell und hat seine ganz eigenen Vorlieben, was ihn begeistert. Es gibt natürlich Kreativ-Techniken, die man anwenden kann. In diesem Artikel habe ich einige Methoden aufgelistet, wie man Ideen finden könnte. Vielleicht hilft dir aber auch diese Vorgehensweise. Egal, wie du vorgehst, sammle deine Ideen und denke einige Zeit darüber nach.
Das Einige-Zeit-drüber-Nachdenken finde ich am wichtigsten! Manchmal hat man einen vermeintlichen Super-Einfall und am nächsten Morgen kann man sich gar nicht mehr erklären, was man daran so toll fand. Die Begeisterung für Ideen kann mehr oder weniger rasch abkühlen. Am sichersten erkennst du wirklich gute Ideen daran, dass sie dich auch noch faszinieren, wenn du dich einige Wochen mit ihnen beschäftigt hast.
Mein Fazit:
Wenn du für eine Idee wirklich brennst, läuft es (fast) von alleine.
Fehlt diese Leidenschaft, dann hast du vielleicht deine kostbare Idee noch nicht gefunden. Dann hilft auf Dauer auch keine Disziplin der Welt.